Minister Olaf Lies: Bescheid für Kita ist Volltreffer
Olaf Lies war begeistert. Im Besuchszimmer von Bürgermeister Heinz-Werner Windhorst löcherte er eine kleine Abordnung des Hauses für Kinder und Familien von St. Ludgerus Aurich mit ungezählten Fragen.
Dabei hatte er eigentlich „nur“ einen Bewilligungsbescheid über 310.000 Euro für eine Mensa überreichen wollen. Doch dann nahm der niedersächsische Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz sich an einem Samstag weit über eine Stunde Zeit. Leitbild, Konzept und Erfolg der Arbeit im Haus für Kinder und Familien interessierten ihn sehr.
Er war gut vorbereitet. Was ihn frappierte: Die 65 Kita-Kinder reden in 18 verschiedenen Muttersprachen. „Wie geht das im Alltag?“, wollte er wissen. Und warum klappe hier vorbildlich, was andernorts furchtbar schief laufe: die Integration von Migranten.
Leiterin Tina Hardy und Rendant Horst Stamm berichteten von der Arbeit im Haus für Kinder und Familien und von Erzieherinnen, die sich in ihrer Freizeit immer weiter qualifiziert hätten, gerade damit klappe, „was andernorts furchtbar schief läuft“.
Fast alle der zehn staatlich geprüften Erzieherinnen sind zertifizierte Fachkräfte für Sprachförderung; zudem leisten sie beste Dienste als zertifizierte Fachfrauen für Integration und Inklusion oder Religionspädagogik (in der Kita werden Kinder aller großen Weltreligionen betreut).
Sieben Erzieherinnen sind ausgebildet als Elternberaterinnen – handfest geschult im großen Spannungsbogen zwischen Krisenintervention und Trauerbegleitung: ein großes Pfund für die Kinder und ihre Familien. Tina Hardy schilderte ihren ersten Arbeitstag nach der Sommerpause. Gleich mehrere Väter und Mütter mit Sorgen von klein bis groß hätten in Gesprächen aufgefangen werden müssen.
Lies hörte gebannt, mitunter kopfschüttelnd zu, „lernte“, wie umfassend im Haus für Kinder und Familien gesellschaftlicher Mehrwert entsteht. Das ist ohne Zweifel ein Alleinstellungsmerkmal des katholischen Hauses: Die Erzieherinnen stärken Kinder und ihre Familien durch Beratung und breit gefächerte Begleitung, immer wieder auch über die bezahlte Arbeitszeit hinaus.
Tinas „All-Präsenz“ hatte, wie Olaf Lies erfuhr, sogar einmal eine Frage aus Kindermund aufgeworfen: „Sag mal, wo steht hier dein Bett?“
Was den Minister faszinierte: Tina Hardy und Horst Stamm klagten nicht. Sie schilderten, wie erzieherische Arbeit, die auf Qualifikation, Motivation, Mut, Innovationsgeist, Neugier und Empathie fußt, gute Lösungen für die Kinder und ihre Familien gebiert.
„Ich bekomme [bei solchen Anlässen] oft gezeigt, was alles nicht funktioniert“, sagte Olaf Lies und wunderte sich, dass er in Aurich „klaglos“ davon kam.
„Warum lassen wir oft nur die zu Wort kommen, die in den Köpfen negative Bilder erzeugen?“, fragte er und genoss sichtbar die positiven Bilder der starken Arbeit in Aurich – auch wenn zwischendurch deutlich wurde, dass um verträgliche Lösungen für die Kita mitunter durchaus gerungen werden muss.
Der Minister dankte dem Frauenpower-Team ausdrücklich und unterstellte Tina Hardy: „Man sieht Ihnen an – Sie haben Spaß an Ihrer Arbeit.“ Tina sagte: „Ich bin total froh, dass wir nie stehen geblieben sind.“ Haus und Team seien immer weiterentwickelt und weiterqualifiziert worden. Mit Blick auf Trägervertreter Horst Stamm sagte sie: „Mit Unterstützung der Kirchengemeinde haben wir nie geschaut, was nicht geht, sondern was geht.“
Überhaupt sei die Gemeindeanbindung von großer Bedeutung. Kinder und ihre Familien bildeten die Zukunft von Gemeinde. „Wir sind sehr nah dran.“
Dann zückte der Minister das lang ersehnte Papier: den Bewilligungsbescheid für den Neubau einer Mensa auf dem Kita-Gelände. „Eingeworben“ hatte ihn durch einen kleinen Geniestreich Horst Stamm. Gemeinsam mit der Stadtverwaltung, hier besonders entschieden Ingrid Friedrichs, brachte er die Sache auf den Weg.
Mit dem Geld sollen bis August 2019 eine Mensa entstehen (siehe Bericht vom 14. April) und das innere Gefüge des Hauses mit seinen Arbeitsabläufen optimiert werden. Schon zu Beginn des Gesprächs hatte Olaf Lies die Rahmenbedingungen und damit auch die räumliche Ausstattung des Hauses angesprochen. Wertvolle Arbeit werde dort gelingen, wo diese Bedingungen stimmten.
Lies unterschrieb das Papier vor Ort und sagte wohlig über die Entscheidung, für die Kita 310.000 Euro flüssig zu machen: „Das war ein Volltreffer, würde ich sagen.“
Text und Fotos: Delia Evers