Jubilierender Johannes: „Pflegt mich gut“
Monatelang hatten sehr viele Mitglieder unserer Pfarreiengemeinschaft auf den großen Tag hingearbeitet. Noch länger hatte sich unser jubilierender Johannes Ehrenbrink vorbereitet.Er war taggenau 40 Jahre lang auf den 13. November 2016 zugegangen.
Das muss er ziemlich gut gemacht haben. Viel mehr Menschen als erwartet überfüllten zur Sonntagsmesse die St.-Ludgerus-Kirche und Räume in der Kita in Aurich (dorthin wurde der Gottesdienst übertragen).
Die Heilige Messe hatte noch gar nicht begonnen, da setzte es für Johannes den ersten Applaus. Er hatte vorn im Kirchenschiff etwas zu erledigen, trat die Altarstufen hinunter, und beinahe gleichzeitig begannen Hunderte Hände zu klatschen.
Ein großer Johannes-Ehrenbrink-Projekt-Chor aus den Neuauwiewitt-Gemeinden und aus allen Generationen kündigte an, worum es an diesem Tag ging. Er sang mit der ganzen Gemeinde: „Eingeladen zum Fest des Glaubens…“
Genau das hatte Johannes sich zu seinem 40-jährigen Priesterjubiläum gewünscht: ein buntes, munteres und ungezwungenes Fest des Glaubens und der Begegnung in Gottes Einer Welt.
Steffi Holle, die die Menschen mikrophonverstärkt durch den Tag geleitete, griff einen Vers aus dem frisch verklungenen Gemeindegesang auf. „Aus den Dörfern und aus Städten, von ganz nah und auch von fern…“ Sie sagte: „Das trifft heute morgen wirklich voll zu.“
Sie begrüßte die Gäste aus dem Familien-, Freundes-, Bekannten- und Mitarbeiterkreis heutiger und früherer Stationen und natürlich alle Mitglieder von Neuauwiewitt.
Steffi nannte mit einem herzlichen „Labas“ auch den, der die weiteste Anreise hatte. Pfarrer Jurgis war im litauischen Vilnius in ein Flugzeug gestiegen, um als guter Freund der Litauen- und Maltesergruppe dabei zu sein.
Auch Johannes bekam einen Gruß. Steffi sagte: „Du hast dich für eine Kirche eingesetzt, die nah bei den Menschen ist und die Schwächsten voll im Blick hat. Du hast dich eingesetzt für eine Kirche, die bunt ist und mitten im Leben steht, eine Kirche, die Platz und Raum für jeden hat.“
Da war das Thema der ganzen Feier umrissen: tätige Nächstenliebe aus der Kraft des Glaubens.
Johannes bat im Tagesgebet: „Lebendiger und liebender Gott, … hilf uns, dass wir deine Liebe bekannt machen und leben.“
Maria Dellwisch fragte mit Jakobus in der Lesung: „Was nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke?“ Der Glaube für sich allein sei tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen habe.
Der KJE-Chor sang bestens eingestimmt: „Vor dir stehen wir.“
Martje Laubrock ließ beim Halleluja die Orgel jubeln.
Pastor Carl Borromäus Hack trug das Evangelium von den Jüngern vor, die unter sich klären wollen, wer von ihnen der Größte ist. Jesus antwortet mit seinem weltberühmt gewordenen Satz: „Wer der erste von allen sein will, soll der Letzte und der Diener von allen sein.“
Johannes Ehrenbrink sprach in seiner Predigt über Menschen in unserer Pfarreiengemeinschaft, die im Dienen ganz weit vorn sind. Die hohe Zahl der Ehrenamtler habe ihn immer wieder überrascht. Sie seien ihm ein Hoffnungszeichen in allen Bereichen kirchlicher, pastoraler Arbeit – in sozialen, liturgischen, katechetischen und organisatorischen Bereichen.
Unter weiteren Hoffnungszeichen nannte er das Engagement von Jugendlichen. Es sei geprägt von beispielhafter Rücksichtnahme und Aufmerksamkeit füreinander.
Johannes bekannte: „Mir gefällt es hier so gut wie am ersten Tag.“ Dann präzisierte er: „Das stimmt nicht ganz. Es ist mit jedem Tag schöner geworden.“ So wolle er vor Ort bleiben. „Also pflegt mich gut.“
Horst Stamm, Monika Spieker und Kyra Watermann baten in den Fürbitten, schwächere, benachteiligte und geflüchtete Menschen in unser Leben einzubeziehen, Johannes auf seinem weiteren Weg zu stärken und unseren Freunden in Litauen in ihrem guten Handeln zur Seite zu stehen.
Zur Eucharistie mussten Johannes und Kommunionhelferin Susanne Röttgert noch Hostien vom Altar nachholen. So viele Menschen wollten kommunizieren.
Und noch einmal sprachen KJE-Chor und Projektchor singend allen aus dem Herzen: „Gut, dass wir einander haben…“
Das fand auch Pfarrgemeinderatsvorsitzende Beate Eggers. Sie ordnete den Dienst von Johannes in einer Würdigung tiefergehend ein und gratulierte ihm im Namen von ganz Neuauwiewitt.
Sie sagte Johannes: „Danke an dich, dass du immer wieder den Mut gefunden hast, auch schwierige Situationen zu verarbeiten, uns auch immer wieder ermutigst, neue Wege zu gehen und sensibel zu sein für die Nöte anderer und aktiv zu werden.“
Pastor Carl Borromäus Hack erzählte mit wärmenden Worten von seinem Freund Johannes. Und er verlas ein Glückwunschschreiben von Bischof Franz-Josef Bode an Johannes. Bode würdigte dessen Einsatz mit Hochachtung.
Pfarrer Jurgis Vitkovski aus Vaidotai quittierte die episkopale Grußadresse prompt mit dem Satz, wenn die Bischöfe in Litauen von dem Ehrenbrink’schen Jubiläum gewusst hätten, wären noch viel mehr solcher Briefe gekommen. Sie alle wären sich einig gewesen in ihrem herzlichem Dank für den treuen und verlässlichen Dienst an Not leidenden Menschen in Litauen.
Pfarrer Jurgis schenkte Johannes eine holzgeschnitzte Figur vom Leidenden Christus. Solche Figuren haben in Litauen eine lange Tradition.
Auch Johannes selbst mochte gern einige Sätze sagen. Er dankte allen, die sich seit Jahren in der Pfarreiengemeinschaft einsetzen – und die sich nun in der Vorbereitung des Festes engagiert hatten.
Er freute sich über die vielen Menschen, die gekommen waren. Besonders erwähnte er seine Verwandten. Er habe zwei Tanten. Und kaum zu glauben: „Sie sind zu Hundert Prozent hier!“
Eine von ihnen besuche ihn sogar regelmäßig in Aurich. Dann würden Karten gespielt. „Das sind immer wunderschöne und anstrengende Tage, Tante Heti.“
Mit dem Schlusssegen und einem herrlich volltönenden „Großer Gott, wir loben dich“ endete der Gottesdienst.
Schon am Samstag vor dem Fest hatten viele fleißige Hände Stühle gerückt, Tische dekorativ gedeckt und noch viel mehr für einen großen Gästeansturm auf die Beine gestellt.
Sonntagfrüh fanden sich wiederum Helfer ein, um flugs das Zelt aufzubauen und alles für’s große Buffet vorzubereiten.
Doch zunächst ergossen sich die unerwartet großen Massen in die Nebenräume und vor allem in den Saal des Bonihauses. Hier konnte Johannes sich nach Herzenslust knuddeln lassen (da die meisten ihm gleich in die Arme fielen und erst gar nicht seine Hand ergriffen, ist ihm vermutlich ein Tennisarm erspart geblieben).
Der Wittmunter Kirchenchor sang von der Empore Erhebendes unter Leitung der quicklebendig dirigierenden Olga Ils-Makarkin.
Der Dekanatsvorstand bedichtete Dechant Johannes dankend mit wohlgesetzten Versen.
Und dann kamen die Jugendlichen des sozio-kulturellen Projekts „Gassenhauer“ zum Einsatz. Sie hatten Ungeheuerliches in Erfahrung gebracht. Möglicherweise stehe die Heiligsprechung von Johannes Ehrenbrink unmittelbar bevor. Der Papst brauche nur noch ein durch Johannes gewirktes Wunder, um das Ganze rund zu machen.
Immer neue Jugendliche nannten tolle Aktionen von Johannes und hechelten die ungezählten Errungenschaften seiner 40 Priesterjahre durch. Das war ein stolzes Sümmchen.
Aber ein Wunder? Der Rauch blieb quasi schwarz.
Schwester Claudia wieselte sich flink mit einem Brief zu den Gassenhauern durch. Die Botin reckte ein Kuvert in die Höhe. Als es entfaltet wurde, lag darin das Schweißtuch des Johannes.
Ob Papst Franziskus das Tuch aus dem Fotodrucker nach eingehender Prüfung mit der Radiokarbonmethode als echt anerkennen wird, ist zwar noch nicht bekannt, fest steht aber, dass die jungen Leute für ihre Aktion einen großen Applaus bekamen.
Der Zeitpunkt war gekommen, die vielen Köstlichkeiten im Zelt freizugeben, die Mitglieder unterschiedlichster Nationen aus ganz Neuauwiewitt auf die Tische gezaubert hatten.
Johannes Ehrenbrink wollte das Buffet mit seiner Familie eröffnen.
Schnell wurde im Saal noch das passende Tischgebet gesungen.
Doch vorn im Foyer war durch das lautstarke Gemurmel aus allen Richtungen nur der Gesang vermischt mit dem Wörtchen „eröffnet“ angekommen.
So hatte der Zug ins Zelt schon begonnen, ehe Johannes sich mit Tante Heti und weiteren Verwandten durchgekämpft hatte.
Nicht schlimm… Befremdlicheres hatte sich während des Gottesdienstes ereignet, als einige Ankömmlinge schon mal „vorgetestet“ hatten…
Während die Erwachsenen munter weiterplauderten, spielten die Kinder – bestens betreut von den Fachfrauen des Hauses für Kinder und Familien – im Bereich der Empore vergnügt vor sich hin.
Um Punkt 15.30 Uhr endete das Fest mit einer Andacht in der Kirche.
Kyra Watermann dankte für den guten Geist, der während des Festes spürbar gewesen sei. Sie bat: „Stärke uns…, die Kirche mit der Fülle der Gnadengaben lebendig zu halten.“
Pastor Carl B. Hack las die Schrifstelle von Jesus, der einfache Fischer zur Nachfolge einlädt: „Kommt her, folgt mir nach. Ich werde euch zu Menchenfischern machen.“
Markus Husen trug das Gebet eines Menschen vor, der von einer guten Welt träumt und immer weiter träumt, bis er aufhört zu träumen: und voller Tatkraft die Ärmel aufkrempelt.
Mit einem Segensgebet für Johannes verabschiedete sich die Festgesellschaft von Johannes und seinem Feier-Tag. Carl entließ sie mit dem priesterlichen Sendungssegen.
Am Ende hatte Johannes genau die Feier erlebt, die er sich gewünscht hatte:
ein buntes, munteres und ungezwungenes Fest des Glaubens und der Begegnung in Gottes Einer Welt.
Johannes war begeistert.
Siehe auch: Porträt Johannes Ehrenbrink