Reisetag 4: Innige Zeit nach viel Eiltempo

Schneller als gedacht landete die Reisegruppe Donnerstagvormittag im nahen Luxemburg. Im Zentrum begann Stadtführer Jean-Pierre „Jemp“ Wagner seine Tour. Er wusste allerhand, war allerdings ein Info-Flüsterer.

Schon im Bus war er in den hinteren Reihen trotz Bord-Mikrofon, das Busfahrer Thomas nach Intervention von Markus auf Disko-Beschallung gedreht hatte, kaum zu verstehen.

So fuhren die Unseren durch ein, O-Ton Jemp, „kleines Prachtgebiet“ von Luxemburg, das sich über Kilometer hinweg als imposantes Europa-Viertel in eine Landschaft ausrollt, die vor 50 Jahren noch wüste Ödnis ohne Baum und Strauch gewesen ist. Hier logieren Welt-Banken aller Art, Europa-Institutionen, Gerichtshöfe, Radio- und Fernsehsender – und für Tausende von Beschäftigten kulturelle Bereiche mit Staatsbibliothek und Superkino.

„Jemp“: „Die Fernsehprogramme sind heute so schlecht, dass die Menschen wieder ins Kino gehen.“

Jean-Pierre Wagner mit unserer Reisegruppe.

1963 hatte der Staat kurzerhand die Eigentümer vieler Ländereien, auf denen das Viertel entstand, enteignet – eine durchaus aktuelle Sache auch in Deutschland. Die Eigentümer waren, so „Jemp“, froh, mit ihren trostlosen Äckern noch Geld gemacht zu haben.

Viele der Gebäude, die damals aus den Feldern und Wiesen wuchsen, stehen längst nicht mehr: „Sie haben hier eine Lebensdauer von 30 Jahren.“ Dann würden Bürogebäude abgerissen und durch besser passende ersetzt.

Alles ist riesig, imposant, festungsartig und teuer. Die Gebäude gehen anders als im engen Frankfurt nicht in die Höhe, sondern mächtig in die Breite. So wirkt das Viertel, als habe ausgerechnet das kleine Luxemburg von der Größe des Saarlands Platz ohne Ende.

Spannnender, als an schier endlos langen Straßen mit Riesenhäusern vorbeizufahren, präsentierte sich die Innenstadt. Busfahrer Thomas schüttete die ostfriesische Reisegesellschaft auf einer kleinen Kirmes gleich neben der Kathedrale aus. Die Jemp-Tour führte die Gruppe auch in diesen Mariendom.

Gemeindegottesdienst in der Kathedrale mit Gnadenbild.

Hier feierte die Gemeinde gerade eine Heilige Messe in luxemburgischer Sprache mit schönem Gesang. Ein Mitarbeiter lotste die Gruppe ins rechte Seitenschiff. Hier blieb ein wenig Zeit, um ein Gebet zu sprechen oder eine Kerze anzuzünden.

Nach dem Vaterunser und dem Friedensgruß umarmten sich auch Reisende aus Neuauwiewitt – eine innige Zeit im Eiltempo der Besichtigungen.

In Luxemburg wird die Mutter Jesu als Trösterin der Betrübten verehrt und in einem aus Lindenholz geschnitzten Bild als Apokalyptische Frau auf der Mondsichel gezeigt. Von dieser Madonnenfigur wurden um 1640 kleine Kupferstiche angefertigt: Zwei gelangten nach Kevelaer an den Niederrhein. Eines dieser Bildchen wird seit 1642 als Kevelaerer Gnadenbild verehrt.

Nach der Stadtbesichtigung schwärmten die Ostfriesen in die Cafés aus. Wolfgang hatte eine heiße Schokolade bestellt und bekam ein weißes Gesöff in einer Art Marmeladenglas mit Henkel: nicht heiße, sondern weiße Schokolade?

Nach der Rückkehr nach Trier veranstalteten einige Mitreisende noch ein kleines Kulturprogramm und hielten z.B. die Porta Nigra im Bild fest oder erkletterten das Tor und erlebten eine tolle Rundumsicht.

Die Porta Nigra. Auch verschiedene Gotteshäuser (und im weiteren Verlauf einige Geschäfte) wurden besichtigt.

Im Bildvordergrund ist die Säule zu sehen, die der Teufel gegen den Dom geschleudert haben soll, als er spitz bekam, dass er veräppelt worden war. In der Bildmitte arbeitet eine Putzkolonne gerade daran, den Markt in Trier von alten Trümmerteilen zu reinigen: Hildegard, Anneliese, Elisabeth, Ina, Marlies und Maria.