Sonntagsimpuls online

Liebe Gemeindemitglieder, heute melde ich mich mit dem Sonntagsimpuls ausnahmsweise mal am Ostermontag zu Wort. Heute hören wir die Emmausgeschichte, die ich mit einem kleinen Impuls begleiten möchte.

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.

13 Am ersten Tag der Woche waren zwei von den Jüngern Jesu auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist.
14 Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte.

15 Und es geschah: Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus selbst hinzu und ging mit ihnen.
16 Doch ihre Augen waren gehalten, sodass sie ihn nicht erkannten.
17 Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet?
Da blieben sie traurig stehen
18 und der eine von ihnen – er hieß Kléopas – antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als Einziger nicht weißt, was in diesen Tagen dort geschehen ist?
19 Er fragte sie: Was denn? Sie antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet, mächtig in Tat und Wort vor Gott und dem ganzen Volk.
20 Doch unsere Hohepriester und Führer haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen.
21 Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde. Und dazu ist heute schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist.
22 Doch auch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe beim Grab,
23 fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen  Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe.
24 Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht.
25 Da sagte er zu ihnen: Ihr Unverständigen, deren Herz zu träge ist, um alles zu glauben,  was die Propheten gesagt haben.
26 Musste nicht der Christus das erleiden und so in seine Herrlichkeit gelangen?
27 Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht.
28 So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen,
29 aber sie drängten ihn und sagten: Bleibe bei uns; denn es wird Abend, der Tag hat sich schon geneigt! Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben.
30 Und es geschah: Als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach es und gab es ihnen.
31 Da wurden ihre Augen aufgetan und sie erkannten ihn; und er entschwand ihren  Blicken.
32 Und sie sagten zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete?
33 Noch in derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück und sie fanden die Elf und die mit ihnen versammelt waren.
34 Diese sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen.35 Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.

Das heutige Evangelium spricht von einer großen Hoffnung. Doch wenn wir uns die beiden Jünger so anschauen, scheint es, als befänden sie sich besonders in den ersten Szenen, eher in einem bereits fortgeschrittenen Stadium eines Corona-Resignationsmodus. Ihre ganze Hoffnung wurde vor ein paar Tagen ans Kreuz geschlagen. Niemand weiß, wie es jetzt weitergehen soll. Verzweiflung macht sich in der ganzen Jüngerschaft und in ganz Jerusalem breit. Kleopas und sein Begleiter müssen raus. In der ganzen Stadt gibt es kein anderes Thema mehr.

So ziehen sie los in einen etwa elf Kilometer entfernten Ort namens Emmaus. Sie gehen zu zweit, auch wenn sie noch keine Kontaktsperre zu befürchten haben. Auf dem Weg gewinnen sie – nicht nur im wörtlichen Sinne – eine Distanz zu ihren Sorgen, tauschen sich aus, sprechen über ihre Erinnerungen und Erlebnisse mit Jesus und spenden sich in ihrer Niedergeschlagenheit gegenseitig Trost.

Nach ein paar Kilometern schließt sich ihnen ein Fremder an. Er läuft eine ganze Weile mit, hört zu und fragt mit einer fürsorglichen Art und Weise nach ihren Sorgen und Ängsten. Plötzlich ist sinngemäß zu hören: Begreift ihr es denn nicht? Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben, all das zu begreifen, was passiert ist und was Jesus und die Engel am Grab gesagt haben?! Habt ihr etwa noch nicht verstanden, was jetzt euer Weg ist, eure Herausforderung in dieser Zeit?! Ihr dürft mit einer großen Hoffnung und Freude unterwegs sein! Habt ihr noch nicht mitbekommen, dass es nicht immer nur bergab geht auf eurem Lebensweg?!

Genau diese Fragen könnte Jesus uns auch heute noch stellen. Habt ihr noch nicht verstanden, was in dieser Ausnahmesituation zu tun ist?! Es bringt nichts, dem nachzutrauern, was war, und darüber deprimiert zu sein, was euch momentan fehlt!

Unglaublich viele Menschen in unterschiedlichsten Berufen tun im Moment alles, um die Folgen des Virus einzugrenzen. Viele überlegen, in welchen neuen Formen das Gewohnte kreativ weitergeführt werden kann. Eltern schauen täglich neu, wie sie auf unkonventionelle Art und Weise ihren Kindern einen Tagesablauf und eine Beschäftigung bieten können. Ehepaare investieren viel Energie darin, den Alltag, der jetzt oft auf die eigenen vier Wände begrenzt ist, möglichst stressfrei zu meistern.

Viele denken auch einfach aneinander, telefonieren, schreiben, helfen und versuchen so Sorgen zu teilen und vielleicht auch ein bisschen Distanz zu den Problemen des Alltags aufzubauen.

Das ist doch im Moment die große Freude und die große Hoffnung, mit der wir unterwegs sein dürfen. Und dann erscheint plötzlich vieles in einem anderen Licht. Wie der Fremde, der sich im Teilen des Brotes als der auferstandene Jesus offenbarte.

Und genau das sind die Herausforderungen, die Jesus in der heutigen Zeit meint. Es gilt nun dranzubleiben, an all dem, was bereits entstanden ist und auch an den Dingen, die noch im Wachsen sind. Wir haben einen Grund zur Hoffnung und auch zur Freude. Das feiern wir am heutigen Ostermontag!

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien eine besinnliche Osterzeit!

Herzliche Grüße!

Markus Husen