Was ist ganz konkret unsere Mission?
Jedes Jahr ist es für den Ausschuss Mission, Entwicklung, Frieden eine neue Herausforderung, zum Weltmissionstag eine Heilige Messe zu gestalten – wie am jüngsten Sonntag. Wie wecken die Frauen das Interesse…
… ihrer Gemeinde für wildfremde Menschen? Vorweg sei gesagt: Es gelang bestens – auch weil die MEF-Frauen über einen jungen Auricher einen Bogen nach Nordostindien schlugen, das 2019 im Mittelpunkt des Weltmissionssonntags steht.
In diesem Teil Indiens leben viele verschiedene Volksgruppen in teils schwer erreichbaren Berggebieten. Die ethnische und religiöse Vielfalt ist riesig. Ausgrenzung und Rechtlosigkeit, Armut und Unfrieden sind Alltagserfahrung. Immer wieder seien Menschen nicht „in guter Mission“ unterwegs, berichtete der MEF. Das zeigten Tragödien und Katastrophen, die sich dort abspielten.
Die christliche Minderheit hingegen fühle und lebe eine Mission: Sie engagiere sich vor allem in Schulen, Sozialstationen und Krankenhäusern und versuche, christliche Werte in die Tat umzusetzen. „Jeder Mann und jede Frau ist eine Mission, und das ist der Grund, weshalb der Mensch auf Erden ist“, das habe Papst Franziskus gesagt: „Jeder einzelne von uns hat eine Mission.“
Nur sei es gar nicht leicht, die eigene Mission herauszufinden. Die Frauen fragten direkt in die Gemeinde hinein: „Was ist meine Mission? Was ist Ihre Mission?“
Dann wurde es ganz konkret. In der Predigt erzählten die Frauen von Jan Dellwisch, der in Aurich groß geworden ist. Er leitet das Ressort Nachhaltigkeit für einen Tee-Konzern in Bremen und ist beruflich des öfteren in Indien unterwegs. Er hatte den MEF-Frauen vorab die Lebenssituation der Teepflückerinnen und Teepflücker vor Ort beschrieben.
Sie sind Tagelöhner. Sie bekommen ihren Lohn also nur, wenn sie arbeiten. Ihre Ernte wird nach Gewicht bezahlt. Die Arbeit ist hart, der Lohn gering. Das ärmliche Leben dieser Menschen findet in Enklaven auf den riesigen Teeplantagen im Niemandsland statt, ohne regelmäßigen Kontakt zur Außenwelt und ohne Perspektiven auf Veränderung.
Im Plantagen Labour Act von 1951 wurden ihnen zwar eine Behausung, medizinische Hilfe, logistische Versorgung und eine Schulbildung bis zur 4. Klasse zugesichert. Die Realität aber zeigt, dass diese „Zusicherungen“ in der Regel lediglich auf geringstem Niveau stattfinden.
Hilfe, erzählen die Frauen im Gottesdienst, komme von christlichen Schwestern: „Sie haben es sich zur Mission gemacht, für eine ausreichende medizinische Versorgung und vor allem für eine vernünftige Schulbildung zu sorgen.“ Die „touring sisters“ – wie sie respektvoll genannt werden – fahren oder wandern von Dorf zu Dorf und lindern aufopferungsvoll das Leid vieler Menschen und sorgen für eine neue Lebensperspektive insbesondere der jüngeren Generationen.
Manchmal muss man allerdings nicht um den halben Erdball fliegen, um Leid aufzuspüren. Auch bei uns – in Deutschland, in Aurich, in unserer Gemeinde – gebe es viele Gründe, einer Mission nachzugehen.
Viele Menschen versuchten, anderen das Leben zu erleichtern – z.B. in der Obdachlosenhilfe und der Flüchtlingshilfe, im Anpackerkreis oder im Mobilen Einkaufswagen. „Wir sehen, Mission kann auf vielen Ebenen und in ganz unterschiedlicher Weise stattfinden.“
Und dann wandten sie sich noch einmal an die Gläubigen im Gottesdienst: „Haben wir uns schon einmal ganz konkret gefragt – Was ist meine eigene Mission?“
Text und Fotos: Delia Evers