Zur gleichen Zeit am selben Ort: einige Gedanken zum Vater- bzw. Himmelfahrtstag
Ditzum am Hafen. Vatertag vormittags. Drei Gruppen Väter mit Fahrrädern warten auf die Fähre nach Pewsum. Sie legt gerade an. Die Schotten gehen runter. Unter redseligem Gequatsche und lustigem Lachen betreten alle die Fähre, viele mit einer Flasche Bier in der Hand. Ein PKW kommt noch dazu. Nun ist die kleine Fähre voll. Sie legt ab. Musik aus mobilen Boxen hatten die Väter abgestellt, als sie am Hafengelände ankamen, denn:
Derselbe Ort: Ditzum, die gleiche Zeit: Himmelfahrt vormittags. Ca. 80 Personen, ein Posaunenchor und eine Bühne mit fünf PastorInnen. Der alljährliche ökumenische Gottesdienst am Hafen. Es wird gesungen, gebetet, gepredigt.
Beide Gruppen nehmen sich gegenseitig wahr. Was Einzelne denken und empfinden, weiß man nicht. Vielleicht fühlen sich die Gottesdienstteilnehmenden gestört durch die vorbeiziehenden Väterhorden. Vielleicht fühlen sich aber auch einige aus den Vätergruppen gestört. Wer rechnet schon damit, ausgerechnet an „ihrem“ Tag, an den Rand eines plötzlichen Gottesdienstes zu geraten?
Vielleicht – und darauf hoffe ich – inspirieren sich die beiden Gruppen gegenseitig. Der unerwartete Gottesdienst könnte den Väterfreundeskreis anregen, einfach mal über ungewohnte Themen wie Gottesdienst und eigenem Glauben ernsthaft zu sprechen. Die Vätergruppen könnten die Gottesdienstgruppe animieren, an Himmelfahrt nicht allzu sehr abzuheben, sondern mit den Füßen auf dem Boden zu bleiben. Eine Sprache zu sprechen, die außerkirchlich verstanden wird. Geselligkeit ebenso zu schätzen wie eingleisige Gottesdienste in kirchlichen Komfortzonen. So bereichern sich beide Feste.
Allen Leserinnen und Lesern einen guten Vater- bzw. Himmelfahrtstag wünscht
Andreas Robben
Foto: Erwin Lorenzen / pixelio.de