„Haben wir den Tod nicht schon hinter uns?“
Was bedeutet Ostern? Auferstehung, Überleben, den Tod überleben, ihn als gläubiger Mensch schon hinter sich haben. Darüber predigte Pfarrer Johannes Ehrenbrink in der Osternachtsmesse in St. Ludgerus Aurich.
Ehrenbrink schilderte das Schicksal einer „arisch“-jüdischen Familie im Zweiten Weltkrieg. Eines Abends klingelte sie an einem evangelischen Pfarrhaus in Essen. Sie stand vor der Deportation, hatte den Befehl bereits zugestellt bekommen und den sicheren Tod vor Augen, da bat sie Pfarrer Johannes Böttcher um Unterschlupf.
Der Pfarrer besprach sich mit seiner Frau Käthe. Sie wusste: Wenn sie die Bitte erfüllten und von den Nazis entdeckt würden, wäre ihre eigene Familie dem Tod geweiht. Die Nazi-Kreisleitung hatte ihr Quartier im Haus gegenüber. Doch Johannes Böttcher, überzeugt von der verbindlichen Kraft der Nächstenliebe, der Gottesgeborgenheit und der Auferstehung Jesu Christi, sagte: „Haben wir damit den Tod nicht schon hinter uns.“
Die Kraft eines solchen Glaubens – das ist Ostern: In dieser Welt leben und wissen, dass uns auf dem holprigen Weg unserer eigenen Nachfolge nichts begegnen kann, das unser Leben bei Gott beendet.
Diese Gewissheit kann uns freier, klarer und damit klüger, unerschrockener, wacher und entschlossener machen, weil wir in letzter Konsequenz keine Angst mehr haben müssen. Johannes und Käthe Böttcher baten die hilfesuchende Familie zu sich; später kamen weitere Familien bei ihnen unter. Sie alle überlebten die Shoa. Sie alle hatten den Tod schon hinter sich.
War Johannes Böttcher ein mutiger Mann? Vermutlich hat er sich selbst nicht so gesehen. Er hat geholfen, wo geholfen werden musste. So klein und so groß war seine Tat: ein „Ja“ im Alltag, ein Tür-Aufziehen, wo er die Tür aus wichtigem Grund hätte schließen können.
„Haben wir den Tod nicht schon hinter uns?“
Johannes Böttcher hat die Frage mit „Ja“ beantwortet. Er war ein österlicher Mensch.
Bis heute gibt es viele Gelegenheiten, österlich zu handeln – an bedürftigen Menschen aller Art. Wenn wir österlich unterwegs sind, können wir nichts falsch machen.
Text und Fotos: Delia Evers