06.08.22 | Sonntagsgruß von Daniel
Liebe NeuAuWieWittlerInnen und Gäste unserer Pfarreiengemeinschaft. Heute kommt der Sonntagsgruß zwar von mir aber nicht aus Wiesmoor. Heute kommt der Gruß aus dem Bayerischen Wald.
Hier bin ich zur Zeit mit meiner Familie im Urlaub. Einmal im Jahr (wenn die Zeit es zulässt) ziehen wir für ein paar Wochen in das Haus meines Schwiegervaters. Dann heißt es die Seele baumeln lassen und die Ruhe genießen. Das klappt sogar mit den fünf Kindern. Die Kinder sind hier den ganzen Tag auf dem Bauernhof beschäftigt und Abends sind sie früh müde :). Diese Auszeit für mich und meine Familie hat mich auch dazu bewogen einen Impuls zum Thema Auszeit mit euch zu teilen.
Im Football, Basketball, auch im Handball gibt es die „Auszeit“. Für eine Minute darf das laufende Spiel unterbrochen werden. Wenn eine Mannschaft zurückliegt oder unter Druck gerät, ist das „Tim-out“ eine Chance, sich neu zu formieren, die eigenen Stärken zu spüren und dann kraftvoll neu ins Spiel zu gehen.
Längst ist der Begriff in die touristische Werbung gewandert: Eine „Auszeit“ verspricht, dem Alltag mit seinen Pflichten, Vorgaben und Zeitrastern zu entkommen, ein Wochenende oder eine Woche lang vielleicht in den Bergen, an der See, in der Natur. Auftanken. Durchatmen. Aus der Zeit fallen.
Auch die Bibel markiert Ruhezeiten, prägt und fordert sie sogar: Nach der Schöpfung segnete Gott „den siebten Tag und heiligte ihn, denn an ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk erschaffen hatte.“ (Genesis 2,3). Seither ist im Judentum der Sabbat und im Christentum der Sonntag ein geheiligter Ruhetag. Während des jüdischen Passahfestes, des Wochenfestes und insbesondere des Laubhüttenfestes ist Zeit für anderes. Freude darf sein im und am Leben, und zwar für alle: „Du sollst an deinem Fest fröhlich sein , du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, die Leviten und die Fremden, die Waise und die Witwe, die in deinen Stadtbereichen wohnen.“ (Dtn 16,14) Und darin liegt ein Impuls: Ein wirkliches „Time-out“ ist eine Fiktion: Zeit lässt sich nicht anhalten, und keine Pause ist Stillstand. Die Zeit läuft immer. Aber wie und womit und mit wem man sie füllt, das lässt sich zuweilen entscheiden. Auch Jesus suchte oft Zeiten des Alleinseins, „um für sich zu sein und zu beten.“ (Matthäus 14,23) Solche Zeit ist gefüllt, intensiv. Und sie ist anders. Etwas ist tatsächlich „aus“ in der Ruhe. Diese Zeit ist einfach da, um sie zu haben: Geschenkte Zeit. Für uns selbst. Für die, die uns guttun. Für das, was gefällt. Für die Freiheit, etwas zu lassen oder auch zu tun: „Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht“ (Markus 2,27), betont Jesus gegenüber denen, die selbst aus der Ruhezeit eine Pflichtübung machen wollen. Nichts ist einfacher, nichts wertvoller, als Zeit einfach zu haben. Und: Zu viel des Guten kann wunderbar sein (Mae West). Machen wir es wie Gott: Probieren wir es. Aus.
In diesem Sinne wünsche ich Euch und Ihnen einen schönen Sonntag und -wenn möglich- sich eine kleine Auszeit zu gönnen. Herzlichst Ihr/Euer Daniel.