16.02.24 | Sonntagsgruß von Kerstin

Liebe Mitchristen und Mitchristinnen,

»Alles beginnt mit der Sehnsucht« – sagt Nelly Sachs

Ist das so? Sehnsucht, das ist eine Erfahrung, die wir Menschen kennen. Manchmal ist sie ganz klein, leise in uns, manchmal ist sie uns selbst verborgen, manchmal unterdrücken wir sie, weil sie uns Angst macht, weil sie unheimlich oder gefährlich erscheint. Manchmal ist sie so deutlich spürbar, manchmal sogar so, dass es schmerzt.

Wie dem auch sei, sie ist eine Kraft, die etwas in Bewegung bringt, das das Leben von Grund auf verändern kann. Wer es der Sehnsucht erlaubt, in dem bringt sie etwas in Gang, der begnügt sich nicht länger mit dem was ist.  Sondern der oder die macht sich auf die Suche nach mehr, nach einem »Mehr« an Leben.

Die begonnene Fastenzeit kann eine »Sehnsuchtszeit« sein. Eine Zeit, die uns suchen lassen kann nach dem, was uns zutiefst innewohnt. Vielleicht kommt etwas in Gang.

Eine Erzählung, die in der Sehnsucht nach Gott und im manchmal schwierigen Versuch ihn zu lieben, Trost und Ermutigung sein kann, erzählt folgendes:

Ein junger Mann sagt zu einem Rabbi: »Ich möchte gerne Dein Jünger werden«. Der Rabbi antwortet: »Ja, das ist möglich. Allerdings habe ich eine  Frage: »Liebst Du Gott?«

»Lieben? Das kann ich eigentlich nicht behaupten!« sagt nach kurzem Nachdenken der junge Mann.

Der Rabbi lächelt freundlich und fragt weiter »Gut, wenn Du Gott nicht liebst, hast Du vielleicht Sehnsucht danach, ihn zu lieben?«

Der junge Mann denkt eine Weile nach und antwortet: »Manchmal spüre ich die Sehnsucht danach, ihn zu lieben recht deutlich, aber meistens habe ich so vieles zu tun, dass diese Sehnsucht im Alltag untergeht!«

Der Rabbi  fragt weiter: »Wenn Du die Sehnsucht, Gott zu lieben, nicht so deutlich verspürst, hast Du dann Sehnsucht danach, Sehnsucht zu haben?«

Da hellt sich das Gesicht des jungen Mannes auf: »Genau das habe ich. Ich sehne mich danach, diese Sehnsucht zu haben, Gott zu lieben!« Der Rabbi entgegnet ihm darauf: »Das genügt, Du bist auf dem rechten Weg!«

Was ist Ihre/ Deine Sehnsucht?

Mit herzlichen Grüßen und eine gute Woche wünscht Kerstin Kröger