23.06.23 | Sonntagsgruß vom pastoralen Team

Quinton Ceasar, Pastor der evangelischen Kirche in Wiesmoor, hat auf dem evangelischen Kirchentag in Nürnberg (07.-11. Juni 2023) eine Predigt gehalten. Darin sagte er u.a.: „Jetzt ist die Zeit zu sagen: Gott ist queer.“ Daraufhin wurde er im Internet massiv beleidigt, angegriffen und angefeindet.

Im „Sonntagsgruß“ stellt sich das pastorale Team unserer Pfarreiengemeinschaft hinter den Kollegen aus Wiesmoor, um ihm Mut zu machen, ihn zu unterstützen und ihm unsere Zusammengehörigkeit zu bekunden. Tido Janssen (ev. Superintendent aus Aurich) hat, wie wir finden, passende Worte dazu geschrieben. Als Sonntagsgruß wollen wir ihn hier zu Wort kommen lassen.

Allen ein menschenfreundliches und wohlwollendes Wochenende, frei von Diskriminierung jeglicher Art,

Andreas Robben, Kerstin Kröger, Markus Husen, Daniel Gauda und Dennis Pahl

(Carl B. Hack ist gerade im Urlaub, somit war eine Abstimmung mit ihm nicht möglich, aber er wird unser Anliegen sicherlich unterstützen).

Danke, Quinton!

„Jetzt ist die Zeit, um uns an die Liebe Gottes zu kleben!“ – dazu hat Quinton Ceasar in seiner Predigt auf dem Nürnberger Kirchentag aufgerufen. Ein Satz wie ein Glockenschlag. Ein Kernaussage christlichen Glaubens. Und dann folgt als Reaktion eine Welle des Hasses. Häme bis hin zu Höllen- und Morddrohungen. Wie kann das sein? Hasskampagnen werden orchestriert und gesteuert von fundamentalistischen Kräften innerhalb der religiösen Rechten auch hierzulande. Die AfD und andere rechtsextreme Kräfte greifen gierig zu, um aus der „frohen Botschaft“ eine „rohe Botschaft“ zu machen. Brutaler Hass richtet sich nicht nur gegen Quinton Ceasars Worte. Der Hass richtet sich gegen ihn selbst als Person. Über Inhalte können wir respektvoll diskutieren. Über Hass gegen Menschen nicht. Persönlicher Hass ist so giftig. Deshalb müssen wir ihm klar und deutlich in unserer Kirche und in unserer Gesellschaft, im Netz, am Arbeitsplatz, am Stammtisch widerstehen. Wir. Überall. Diese persönlichen Angriffe sind zutiefst unchristlich.

Jesus erzählt die Geschichte einer Einladung zu einem Fest. Ein vornehmer Gastgeber lädt wohlhabende Gäste zur Feier. Aber niemand kommt. Sie haben alle ihre Gründe: keine Zeit, zu viel Arbeit, Geld verdienen, zu verliebt. Der Gastgeber aber möchte nicht allein bleiben. Er spricht eine zweite Einladung aus. Jetzt lädt er Menschen einfach ohne Ansehen ihrer Person zu seinem Fest ein. Und sie kommen von gesellschaftlichen Rändern, von den „Hecken und Zäunen“. Ihnen tut eine solche Einladung besonders gut. Die Türen Gottes stehen allen Menschen weit offen. Ohne Grenze. Ohne jeden Vorbehalt. Gott lädt nicht zur geschlossenen Gesellschaft ein. Seine Offenheit und seine weitherzige Liebe sind auch eine Zumutung. Aber dort trifft sich eine bunte und vielfältige Gesellschaft, quer zu allen herkömmlichen gesellschaftlichen Normen. Alle Fragen von Religionszugehörigkeit, Nationalität, Geschlechterzugehörigkeit, auch Geschlechteridentität spielen hier keine Rolle mehr. Alle sind willkommen.

„Klebe dich an die Liebe, die befreit. Klebe dich an die Liebe Gottes, die befreit“, sagte Quinton Ceasar in seiner Predigt. Danke, Quinton! Wir vom Kirchenkreisvorstand und viele andere stehen hier fest an Deiner Seite.

Tido Janssen, Superintendent im Kirchenkreis Aurich