Elisabeth rettete einem fremden Baby das Leben
Am Montag, 11. März, beginnt in Leer ein Malteser-Kurs „Erste Hilfe bei Kindern in Notfällen“. Elisabeth Funke rettete vor Jahr und Tag mit ihren Kenntnissen einem fremden Baby beherzt das Leben.
Elisabeth hatte eingekauft und kam gerade heim. An der Laterne vor ihrem Haus stand ein Paar mit Kinderwagen. Der Kleine im Wagen schrie. Die Mutter nahm ihn hoch und versuchte, den Säugling zu beruhigen. Hunger konnte er kaum haben. Die Mutter hatte das achtwöchige Kind kurz zuvor gestillt.
Elisabeth und die Eltern unterhielten sich kurz, dann ging Elisabeth ins Haus. Sie hatte ihre Einkäufe kaum abgesetzt, da klingelte es Sturm. Die junge Mutter stand aufgelöst mit ihrem Baby vor der Tür und rief tränenerstickt: „Mein Kind atmet nicht mehr.“
Elisabeth griff das Baby, legte es bäuchlings auf ihren Arm und klopfte behutsam den Rücken. Das Kind machte einen tiefen Atemzug, dann kam nichts mehr. Aus der Nase tropfte Blut auf den Boden. Der Vater alarmierte den Rettungsdienst.
Elisabeth, examinierte Krankenschwester, legte das reglose Kind auf den Küchentisch und begann mit der Wiederbelebung. Sie übernahm die Herzdruckmassage und wies den Vater an, die Nase zu reinigen und mit der Nasenbeatmung zu beginnen. Elisabeth fühlte sich in den kleinen Körper ein, der eine viel sachtere Behandlung brauchte als ein erwachsener Körper. Sie ging behutsam und zugleich entschieden vor.
„Bald hatte ich den Herzschlag wieder“, erzählt sie. Aber sobald sie aufhörte zu massieren, stoppte auch das Herz. „Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis der Rettungsdienst eintraf“, sagt sie heute. Der Notarzt brauchte fast eine halbe Stunde, um das Kind so zu stabilisieren, dass es transportiert werden konnte.
In der Zwischenzeit saßen Elisabeth und die Eltern im Wohnzimmer. Sie zitterten und bangten um das Leben des Kindes. Der Rettungsdienst brachte den Säugling ins Krankenhaus. Die Eltern fuhren mit.
Elisabeth blieb allein im Haus. Johannes war wenige Monate zuvor gestorben. Ein Leben hatte sie gehen lassen müssen, ein anderes war unter ihren Händen erhalten geblieben – zumindest vorerst. Das war das einzige, was sie wusste. Aber ob der Säugling es schaffen würde…? Sie hatte ihr Möglichstes getan. Nachts konnte sie nicht schlafen.
Am nächsten Tag meldeten sich Nachbarn der Eltern. Sie bedankten sich in deren Namen und erzählten, was in der Zwischenzeit passiert war. Das Kind war umgehend nach Oldenburg verlegt, in ein künstliches Koma versetzt und weiterbehandelt worden.
Nach rund vier Wochen konnten die Eltern ihren Jungen geheilt nach Hause holen.
Weitere Wochen vergingen. Da besuchten die jungen Eltern Elisabeth – in den Händen ihr munteres Baby, einen dicken Blumenstrauß und eine wunderschöne Karte.
Neben einem süßen Kinderfoto steht: „Wir können nicht in Worte fassen, wie unendlich dankbar wir sind, dass Sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren und so geistesgegenwärtig und ruhig unserem Kind das Leben gerettet haben. Als Kindern wird uns beigebracht, dass alle Superhelden viele Muskeln haben und Umhänge tragen. Wir durften erfahren, dass sie auch ganz plötzlich als eine liebevolle Omi in der Nachbarschaft erscheinen.“
Die Mutter und ihr Kind sind inzwischen einige Male bei Elisabeth zu Besuch gewesen. Der Junge entwickelt sich nach Aussage der Mutter altersgerecht und hat für seine „Omi“ immer ein entzückendes Lachen.
Heute sagt Elisabeth: „An so etwas beteiligt zu sein, ist ein Segen.“
Text und Fotos: Delia Evers
PS: Der oben erwähnte Malteser-Kurs für Kindernotfälle beginnt am 11. März um 19 Uhr in Leer, Große Roßbergstraße 20. Informationen und Anmeldungen bei Sonja Kruithoff, Tel. 05952 – 94199880 oder per Mail Sonja.kruithoff@malteser.org. Der Kurs ist auf die Bedürfnisse von Eltern, Großeltern, Erzieherinnen und Erziehern, Lehrerinnen und Lehrern etc. ausgerichtet. Themen sind u.a. Erkennen von Notfallsituationen, Maßnahmen bei Verbrennungen, Vergiftungen, Knochenbrüchen und Bewusstlosigkeit sowie Herz-Lungen-Wiederbelebung und Allergien.