Klüngeltüngels am „Endje van de Welt“
Nach Ditzum machten sich die Klüngeltüngels auf. Ditzum ist ein altes Fischer- und Hafendorf am Südufer der Unterems, etwa 2 km vor ihrer Mündung in den Dollart, und gilt manchem als „Endje van de Welt“.
Es liegt im Rheiderland und gehört seit der Gemeindereform 1973 zur Gemeinde Jemgum im Landkreis Leer. Mit etwa 650 Einwohnern und einer Fläche von 20,4 Qudratkilometern ist das Dorf das zweitgrößte der elf Jemgumer Ortsteile. Wegen seiner abseitigen Lage in der nordwestlichsten Ecke des Rheiderlands ist es auch als „Endje van de Welt“ bekannt.
Sein Sielhafen mit jahrhundertealter Geschichte und einem der letzten funktionierenden Siele ist einzigartig in Ostfriesland. Die in Ditzum stationierte Emsfähre in den Emder Stadtteil Petkum ist die letzte verbliebene Fähre auf ostfriesischem Boden.
In dieses idyllische, sehr schön restaurierte Dorf zog es vor wenigen Tagen beim Juni-Ausflug eine große Gruppe Klüngeltüngels. Bei herrlichem Wetter ging es im Petkumer Hafen auf die Fähre, die nach gut 20 Minuten Ditzum erreichte. Da schon Mittag war, eroberten die hungrigen Reisenden sofort ein Restaurant, in dem Tische auf der Terrasse reserviert waren. Mit Blick auf den Hafen, das Siel und den Ort schmeckten die Fischgerichte besonders gut.
Gut gestärkt begann die Führung durch den Ort: Ingeborg Teske begleitete die Gruppe und wies sie auf Allerhand hin, z.B. auf die Bootswerft, die sich auf Holzschiffe spezialisiert hat und einst die ganze Ditzumer Fischereiflotte mit robusten Booten ausgestattet hatte. Sie sprach über Sturmfluten und Eindeichung, die alte Granatdarre zum Trocknen von Krabben und Fischen, die Auswirkungen der großen Schiffsüberführungen auf das kleine Fischereidorf und vieles mehr: ein bunter Reigen an Informationen.
Die Klüngeltüngels wanderten durch kleine Straßen und Gassen und bekamen das alte Pfarrhaus zu Gesicht, den Hermann-Tempel-Platz und immer wieder Wasser. Sie überquerten kleine Sielbrücken und sahen alte liebevoll restaurierte Häuser.
Unter anderem besichtigten sie die aus dem frühen 13. Jahrhundert stammende romanische Kirche mit einer Eichenholz-Kanzel aus dem 17. Jahrhundert. Auffällig aber ist vor allem der wie ein Leuchtturm gestaltete Glockenturm aus dem Jahr 1846.
Die aus dem Jahr 1883 stammende Mühle, ein zweistöckiger Galerieholländer, brannte 1943 und 1945 ab und wurde wieder hergerichtet; seit 1988 bemüht sich der Ditzumer Mühlenverein um den vollständigen Ausbau. Im unteren Bereich gibt es eine „Stöberstube“, wo natürlich sofort (besonders von den Damen) nach schönen Kleinigkeiten gestöbert wurde.
Nach fast 1,5 Stunden Besichtigung war dringend Zeit für Kaffee und Kuchen und Geplauder auf sonnigen Café-Terrassen, bevor es mit der Fähre zurück über Petkum nach Aurich ging.
Text: Hildegard Lüken, Fotos: Delia Evers