Klüngeltüngels besuchen Greetsiel

Am 20. Juli machten sich 11 Klüngeltüngels auf den Weg nach Greetsiel, dem einzigen Hafenort in der nach und nach eingedeichten Leybucht und Heimatort der Greetsieler Krabbenkutter. Auch Greetsiel liegt nicht mehr direkt an der Nordsee, ist aber durch einen tideunabhängigen Kanal mit ihr verbunden.

Hier wurden die Klüngeltüngels von Insa Steffens erwartet, einer Mitarbeiterin des Nationalparks Greetsiel, die die Neuauwiewitter Gruppe über die „Greetsieler Fischer und ihren Fang“ informieren sollte.

Klüngeltüngel lauschten den Ausführungen von Insa Steffens.

Bei der Anlegestelle der Kutter treffen sie sich. Es riecht nach Fisch. Einige Kutter dümpeln gemächlich vor sich hin. Große Netze hängen auf den Schiffen an den Seiten der Masten und bunte Plastikkisten sind ordentlich aufgestapelt.

Die Fischerei ist immer noch die größte Einnahmequelle der Einwohner des beschaulichen Ortes. Pro Tag und Boot fangen die Fischer rund 300 kg Nordseekrabben. Allerdings müssen sie heute nicht mehr täglich den Heimathafen anlaufen. Seit sie Kühlsysteme an Bord haben, bleiben sie drei Tage auf See. An Bord sind zwei Personen: der Kapitän, der in Greetsiel auch immer der Eigner des Kutters ist, und ein Gehilfe. Sie sind ein eingespieltes Team und jeder hat seine bestimmten Aufgaben.

Gefischt wird mit Grundschleppnetzen. Mit Rollen und Siebnetzen ausgestattet wird der Meeresboden nicht umgepflügt. Dies schont andere Fische und Bodentiere. Die Fischer haben sich dem MSC-Siegel verpflichtet, eine Organisation, die sich für den Schutz der Meere und der Fischbestände einsetzt. Allerdings haben sie, laut Steffens, schon immer darauf geachtet, dass nicht zu viele Krabben auf den Markt kommen, um die Preise nicht zu verderben.

Kutter in Greetsiel.

Der Hauptlebensraum der Nordseekrabben ist die Nordseeküste vor Deutschland, Holland und Dänemark. Die Krabben gehören zu den Gliederfüßern und leben in bis zu 20 m Tiefe. Sie beziehen ihren Sauerstoff genau wie die Fische aus dem Wasser, können aber auch lange Zeit auf dem Trockenen bleiben. So wandern sie nicht unbedingt mit ablaufendem Wasser ab, sondern bleiben im Watt, wo sie sich von den abgesetzten Algen ernähren. Krabben sind Allesfresser und machen auch vor Aas und Kleintieren nicht halt. Sie sind sehr fruchtbar. Jedes Weibchen kann ungefähr alle drei Monate bis zu 50 Jungtiere zur Welt bringen.

Wenn die Krabben nach dem Fang an Bord kommen werden sie zunächst gesiebt. Alles was zu klein ist, wird dem Meer zurückgegeben und kann weiter wachsen. Auch der Beifang, der sich wegen einer ausgeklügelten Netzmachart sehr in Grenzen hält, kommt zurück ins Meer, es sei denn, es ist ein Fisch dabei, der sich für eine Mahlzeit an Bord eignet. Der wird dann gerne auch mal zubereitet und gegessen.

Nach dem Sortieren werden die Krabben in kochendes Wasser gegeben und sieben bis zehn Minuten lang gekocht. Dann werden sie in Nordseewasser abgeschreckt, in den bordeigenen Kühlschrank gegeben und bis zum Anlanden kühl gelagert. Sie sind sofort zum Verzehr geeignet und wurden früher oft auch direkt vom Kutter vermarktet, ein Highlight vor allem für die Touristen. Das ist wegen verschiedener Richtlinien und Vorschriften heute leider nicht mehr erlaubt.

Nun gibt es eine weitere EU-Verordnung. In ihr enthalten ist ein Verbot von bodenberührenden Fanggeräten ab 2030. Davon betroffen sind vor allem die Krabbenfischer im Watten- und Küstenmeer. Das würde bedeuten, dass in einigen Jahren keine Kutter mehr in den kleinen Küstenorten zu sehen sein würden. Die Konsequenzen wären enorm: Die Fischer würden arbeitslos, die Kutter verschwänden aus den Häfen und die Küstenorte verlören ihren Reiz und ihre Gäste. Ganz nebenbei ginge ein Stück deutscher Kultur verloren.

Als stillen Protest gegen die Verordnung kann man auf dem Deich im Hafen von Greetsiel viele schwarze Kreuze sehen. Die hölzernen Kreuze sollen die Aufmerksamkeit auf die Gefahr für viele Küstenorte in Norddeutschland lenken. Die Fischer haben sie errichtet um auf ihre Situation aufmerksam zu machen.

Schwarze Kreuze am Deich.

Nachdem die Klüngeltüngels einen Schnellkurs im Krabbenpulen absolviert hatten, machten sie sich auf den Weg zum Mittagessen… und es gab Krabbensuppe, Flammkuchen mit Krabben, Schwarzbrot mit Krabben und Spiegelei und viele andere Leckereien.

Am 20.August laden wir zum Grillen ins Bonihaus ein.

Text und Fotos: Elisabeth Funke