Klüngeltüngels unterwegs
Das erste Mal, seit Corona die Welt beherrscht, haben die Klüngeltüngels an ihrem festen Tag – immer der 20. eines Monats – einen kleinen Ausflug gemacht. So auch am vergangenen Donnerstag.
Eine Radtour (wer wollte) nach Ihlow zur Klosteranlage war geplant, das Wetter spielte mit, und so starteten acht tapfere Teilnehmer und Teilnehmerinnen trotz heftigem Gegenwind (wie immer) um kurz vor drei beim Bonihaus. Pünktlich um halb vier trafen sie beim Kloster ein, wo schon die Autofahrer warteten.
Das Café war reserviert – leider war es hier nicht so sehr gemütlich, aber an allen Vierer-Tischen gab es einen lebhaften Gedankenaustausch. Und eine Überraschung wartete auch: Manfred Albrecht hatte sich vorbereitet, um einen Vortrag über Klöster in Ostfriesland im Allgemeinen und das Ihlower Kloster im Besonderen zu halten. Dazu setzten sich nach dem Kaffee alle in das Rondell der Klosteranlage.
Nachfolgend eine kurze Zusammenfassung:
Klöster in Ostfriesland – Kloster Ihlow
Im Mittelalter blühte auch in Ostfriesland ein reiches klösterliches Leben. Hier gab es vermutlich 28 bis 34 Klöster verschiedener Orden mit etlichen Vorwerken und Höfen. Einige Klöster wurden aus wirtschaftlichen oder geographischen Gründen schon vor der Reformation aufgegeben. Vermutlich wurden 21 selbstständige Klöster mit ihrem umfangreichen Grundbesitz im Zuge der Reformation in Ostfriesland säkularisiert.
Darunter auch die „Schola Dei“, das Zisterzienserkloster Ihlow. Der Name des Klosters erinnert an ein Lieblingswort des hl. Bernhards von Clairvaux, die „Schule Christi“, und meint nicht nur den Ort des Lernens der Hingabe an Gott, sondern bezeichnet auch die Mönchsgemeinschaft selbst, die derart nach Vervollkommnung des Lebens strebt. Die Gründung des Klosters fällt in den Zeitraum zwischen 1216 und 1228 und resultiert aus dem Aufnahmegesuch des benediktinischen Doppelklosters Meerhusen in den Zisterzienserorden.
Die Ihlower Bauhütte verfügte über ein sehr hohes technisches und logistisches Niveau, das große Erfahrung in der Backsteinbaukunst voraussetzt. Von der Grundrisskonzeption her liegt die Ihlower Abteikirche am Übergang von der romanischen zur gotischen Bauauffassung. Was den Ihlower Grundriss jedoch von allen anderen Zisterzienserkirchen unterscheidet, sind die beiden Querhäuser der Kirche. Die wesentliche Arbeitsleistung des Ihlower Konvents bestand nach Rodung des möglicherweise noch anstehenden Waldes in der Erschließung des Hoch- und Niedermoores in der Umgebung des Klosters. Im politischen Bereich wurde Ihlow besonders auf dem Gebiet der Landfriedensstiftung tätig. Die Äbte besiegelten Verträge, die sie wohl selbst mit ausgehandelt hatten, vermittelten in Fehden und waren an der Rechtsprechung beteiligt.
Die Reformation und die damit verbundene Säkularisation beendete das Klosterleben nach 300 erfolgreichen Jahren im Jahre 1529 auf dramatische Weise. Die Mönche mussten ihr Kloster, und wenn sie katholisch bleiben wollten, Ostfriesland verlassen. Graf Johann ließ die Klosterkirche und einige Klostergebäude abbrechen und sich aus dem Baumaterial westlich des heutigen Forsthauses ein neues Herrenhaus errichten, das im 18. Jahrhundert abgebrochen wurde. Weiterhin wurden aus dem Baumaterial landesherrliche Anlagen, wie z. B. der Marstall des Auricher Schlosses, gebaut. Die ostfriesischen Klöster, deren Vorwerke und Höfe leben nur in Flurbezeichnungen, Orts- und Straßennamen fort.
Nachdem Manfred alle Fragen beantwortet hatte, kam der Vorschlag, auf dem Rückweg doch noch in Fahne Fischbrötchen zu holen. Also trafen sich die meisten dort noch einmal, einige nahmen hier noch Platz und genossen die guten Sachen vor Ort, andere wollten lieber zu Hause genießen. So trennten sich hier die Klüngeltüngels nach einem schönen Nachmittag. Was die Zukunft bringt, wann sie sich wieder treffen, das hängt davon ab, was Corona erlaubt!
Text: Hildegard Lüken und Manfred Albrecht
Fotos: Hildegard Lüken