Godemann, Margret | Vom Geschenk einer Engelstrompete
Am Dienstag, 29. August 2017, jährte sich der Geburtstag von Margret Godemann zum 80. Mal. Lange Zeit prägte sie das Leben in St. Ludgerus in verschiedensten Bereichen mit – und bekam eine Engelstrompete geschenkt.
Besonders widmete sich die Pädagogin den Kindern. Dabei hatte alles nach einer anderen Karriere ausgesehen. Ihre Eltern Maria und Adolf Witte hätten ihre Tochter Margarete Wilhelmine gern in der eigenen Fleischerei in Hagen, genauer in Kirschhagen, im Teutoburger Wald gesehen. Im Laden hatte Margret schon früh geholfen.
Einmal in der Woche radelte sie nach der Schule mit dem Ranzen auf dem Rücken in eine kleine Filiale und stellte ihre Tatkraft unter Beweis.
Nach der fünften Klasse wechselte sie zu den Ursulinen nach Osnabrück-Haste. Hier lernte sie bis zur Zehnten und gab sich auf Wunsch der Eltern mit einem Abgangszeugnis zufrieden. Doch Maria und Adolf Witte drückten nach den Sommerferien „ein Auge“ zu („ich musste nicht besonders darum kämpfen“), Margret lernte weiter und legte ihre Reifeprüfung ab.
Nach ihrer Zeit an der Pädagogischen Hochschule in Vechta (1958 bis 1961) rückte sie in Ostfriesland an. Margret Witte, frisch verliebt in Richard Godemann, unterrichtete von 1961 bis 1965 an der katholischen Grundschule in Emden. In dieser Zeit hätte sie ihre zweite Lehrerprüfung ablegen müssen, doch Margret entschied sich für einen anderen Weg.
1962 hatte sie geheiratet (Näheres siehe hier). Als sie 1965 die Schule verließ, zählten zu ihrer kleinen Familie bereits Martin (1963) und Christoph (1964). Bernd war unterwegs. Margret schied aus dem Schuldienst aus.
Sie freute sich an ihrer wachsenden Familie – 1967 wurde Frank geboren – mit den vielfältigen Aufgaben, die sie kraftvoll und liebend gern annahm. Zugleich vermisste sie den Unterricht.
Da erhielt sie 1972 eine Anfrage aus der St.-Ludgerus-Gemeinde Aurich: Ob sie nachmittags für zwei Stunden wöchentlich katholischen Religionsunterricht, vorwiegend an der Lambertischule, geben könne?
Margret Godemann konnte. Und sie wollte. Einige Kinder holte sie in den Elternhäusern ab. Weitere Gemeindemitglieder halfen, zum Beispiel Anni Backa.
Zwei Jahre später öffnete eine unerwartete Chance ihr neue Aussichten: Sie fing an der Grundschule Upstalsboom in Haxtum als Lehrerin an. Sie unterrichtete alle Fächer und war in ihrem Element.
Zu katholischen Festen lud sie Kinder aus der Ludgerusgemeinde ein und fuhr sie zu den Gottesdiensten in die Kirche. Mit Gemeindereferentin Marlies Prütz bereitete sie zu Aschermittwoch ohne Pfarrer eigene Feiern vor. Gemeinsam teilten sie das Aschekreuz aus.
Schulanfangsgottesdienste, Lichtmessfeiern – immer wieder trugen Feste auch die Handschrift von Margret Godemann. Sie war kreativ und in Sprache und Bildern ganz bei den Kindern, die sie im Glauben stärken wollte.
Margret arbeitete an den „katechetischen Samstagvormittagen“ mit und bereicherte als Pädagogin mit Wissen und Erfahrung aus erster Hand die Treffen des Schulausschusses mit Pfarrer und allen Religionslehrern im Grundschulbereich.
Für 1977 stand ihre dauerhafte Anstellung als Lehrerin an. Sie war verpflichtet, innerhalb eines halben Jahres ihre zweite Lehrerprüfung abzulegen.
Am Ende der Sommerferien verunglückte ihr Sohn Christoph tödlich. Heute sagt Margret: „Ohne die schulischen Verpflichtungen hätte ich die Zeit danach nur sehr schwer überstanden.“ Auch die Gemeinde war für die Familie eine bedeutsame Stütze.
Und Margret blieb eine Stütze für die Gemeinde. Sie stand über Jahre als Kommunionhelferin am Altar und versah dieses Amt voller Ehrfurcht. Sie beteiligte sich an den Fastenessen im Bonihaus.
Später arbeitete sie handfest im Litauenkreis mit (bis heute bekocht sie die Gäste aus dem Baltikum bei ihren Ostfrieslandbesuchen mit einem kräftigen Eintopf. Erst unlängst „meckerte“ die erstklassige Köchin, sie könne auch noch was anderes als Eintopf).
Als Margret Godemann 1996 gesundheitlich angeschlagen in Pension ging, beschrieb ein Kollege in seiner Abschiedsrede ihr „großes Herz für die Kinder, besonders für die Kleinen, denen du Wärme und Zutrauen vermitteln konntest. … Du warst mit deiner ganzen Person bei deinen Schülerinnen und Schülern.“
Diese Wärme sei bei ihr gepaart mit einem großen Verantwortungsbewusstsein, Margret sei verlässlich, bescheiden, hilfsbereit und pragmatisch. Sie habe Schülern Halt in einem festen Ordnungsrahmen gegeben.
In der Schule wie in der Gemeinde achtete sie darauf, dass zu besonderen Ehrentagen Blumensträuße oder Geschenke parat waren.
Und bei Betriebsausflügen hatte sie stets ein Fläschchen dabei, das die Runde machte.
Kurzum: Margret war das gute Öl im wuseligen Getriebe der Schule und oft auch in der katholischen Gemeinde.
Denn das wurde in der Verabschiedungsrede ebenfalls deutlich: „Als gläubiger Mensch konnte Margret wie kaum ein anderer religiöse Inhalte, Haltungen, Riten und Botschaften eindringlich vermitteln, weil sie selbst so sehr davon überzeugt war.“
Bis heute freut sich Margret Godemann darüber, dass es schließlich gelang, die katholischen Kinder für ihren Religionsunterricht nicht mehr aus den Klassen zu holen, sondern mit den evangelischen Kindern gemeinsam zu betreuen. Das war vor über 20 Jahren bereits gelebte Ökumene.
Sie hat auch die Eltern „mitgenommen“ und schriftlich über die Unterrichtsschritte informiert, „damit sie beruhigt waren“.
Für Margret, die kfd-Mitglied ist und regelmäßig am Bibelkreis teilnimmt, war es ein Herzensanliegen, Kinder religiös zu erziehen. „Kinder müssen Bescheid wissen. Sie können sich nur für das wirklich begeistern, was sie kennen. Wenn ich von ihnen gefragt wurde, ob ich das glaube, was ich erzähle, konnte ich aus vollem Herzen ‚ja‘ sagen.“
Zum Abschied aus der Schule schenkten ihr die Kollegen eine besondere Pflanze, eine Engelstrompete. Schöner hätten sie Margret nicht sagen können, was sie ist.
Text und aktuelles Foto: Delia Evers