Teil 3 | Chronik von St. Ludgerus Aurich – Vorgeschichte

Im dritten Teil unserer Serie zur Chronik von St. Ludgerus Aurich beleuchtet Autor Manfred Franz Albrecht die Geschichte der katholischen Kirche in Ostfriesland ab dem 17. Jahrhundert bis in die Neuzeit.

Allmählich kam durch die Kriegszüge des 30-jährigen Krieges, der mit der Mansfelder Invasion im Herbst 1622 nach Ostfriesland getragen wurde, durch den Zuzug katholischer Arbeiter und Tagelöhner aus dem Münsterlande, durch den Handel mit Emden und Leer wieder eine größere Anzahl von Katholiken ins Land, denen sich diejenigen Familien zugesellen mochten, die im 16. Jahrhundert innerlich bei dem alten Glauben geblieben waren.

Die religiöse Betreuung dieser Katholiken übernahmen in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts Meppener Jesuiten von der münsterschen Grenzpfarrei Rhede (Kreis Aschendorf) aus . Bald gelang es ihnen, in Ostfriesland zwei Stützpunkte ihrer Missionstätigkeit zu gründen, und zwar in Gödens und in Leer. In Gödens war der Schloßherr Franz Iko Frydag von Loringhafe mit der Katholikin Margarethe von Westerholt aus Hackfort in Geldern verheiratet, die seit 1632 eine Hauskapelle mit einem Jesuiten als Missionar unterhielt. Da die Familie von Frydag sich bald in Gödens, bald in Aurich aufhielt, wurden auch die Katholiken in Aurich seelsorglich mitbetreut; gleichfalls besuchte der Jesuit die kath. Gläubigen in Emden. Spätestens 1643 wurde in Leer der zweite Stützpunkt errichtet und aufgrund einer Rente von 50 Gulden notdürftig unterhalten. Einen anschaulichen Bericht über die Missionstätigkeit der Jesuiten und die damalige Lage der ostfriesischen Katholiken gibt folgender Bericht des Missionspaters, Pater Caspar Becker, in Leer zum Jahre 1653:

Margaretha Elisabeth von Frydag. Sie war streng katholisch. Ehe sie heiratete, konvertierte ihr Bräutigam, Baron Franz Iko von Frydag, zum katholischen Glauben.

„In unserer Mission in Ostfriesland, in dem diesseitigen Teile, denn den jenseitigen kleineren verwaltet Pater Feken von Gödens aus, sind über 400 Seelen, lauter fremde und zurückgebliebene Krieger, Handwerker, Knechte, Arbeiter, überhaupt armes Volk. Es kann nur zu Leer, Aurich, Emden und etwa zu Norden Gottesdienst gehalten werden. Die übrigen Katholiken werden in Häusern besucht; wenn dies nicht geschehen kann, so entbehren sie des Gottesdienstes. Kommt ein Priester zu ihnen, so beichten sie wie Kranke und empfangen auch so das hl. Abendmahl, wobei eine kleine Anrede gehalten wird. Die gemeinen Leute übertreffen durch ihre erhebende Andacht die Unserigen, welche in die Kir-che und zu den Sakramenten gehen können. Schon zehn Jahre durchwandere ich so das Land, andere vor mir schon länger, bis die zurückgezahlten Zinsen (jene 50 Gulden) mich nötigen, nach Westfalen heimzukehren, und zwar zum größten Nachteile der Seelen, für die wegen meiner Entfernung und Beschäftigung an den Festtagen nicht mehr wie in früherer Weise gesorgt werden kann. Bis jetzt wohne ich in Leer bei einem Bäcker, dem ich für Stube und Hausmannskost jährlich 12 Thlr. bezahle. Frisches Fleisch, Fische, besseres Bier, Wein und dergleichen, wenn ich solches verlange, muß ich nebenbei bezahlen. In Emden ist der Aufenthalt für uns mit Gefahr verbunden, obgleich wohl 70 Katholiken dort wohnen. Unter diesen sind 10 Bürger, die übrigen sind Soldaten, Handwerker und Knechte. Leer zählt über 100 Katholiken. Die anderen wohnen zerstreut in den Dörfern und auf den Bauernhöfen.“

Die Zahl der Katholiken in Gödens wird 1662 mit 30, auf den Inseln mit 8, in Esens mit 8 und in Aurich mit 30 angegeben. Nachdem schon 1658 und 1662 die luth. Geistlichkeit in Aurich gegen den Gottesdienst, den die Freifrau von Gödens in ihrer Auricher Wohnung abhalten ließ, beim Fürsten Einspruch erhoben hatte, wobei fürstliche Verbote und Ermahnungen jedoch auf die Gödenser Schloßherrin keinen nennenswerten Eindruck machten , beschwerten sich 1671 auch die ostfriesischen Stände, daß die kath. Religion in Ostfriesland wieder Eingang fände, und selbst in Aurich unter den Augen der Fürstin Christine Charlotte (1665-1690) ein kath. Priester Gottesdienst halte.

Wie selbstbewußt und konsequent die ostfriesische Familie von Frydag zum kath. Glauben stand, zeigt Ingeborg Nöldeke im Emder Jahrbuch auf: Margarethe von Westerholt, verheiratete von Frydag, ließ fünf ihrer Söhne im Jesuitenkonvict in Antwerpen die damals bestmögliche Ausbildung angedeihen. Zwei wurden Jesuiten, davon einer Prediger in Maastricht, der andere Missionar in Berlin. „Ein adeliger Jesuit aus Ostfriesland, der als Missionar in Brandenburg wirkte, dürfte in der Geschichte unseres Landes einmalig sein!“ Ein dritter wurde Johanniterritter und Prior zu Ungarn. Franz Heinrich von Frydag zu Gödens, ebenfalls ihr Sohn, war kaiserlicher Gesandte in Berlin. Er starb 1694.

Seine Witwe, Sophie von Aldenburg, die den kath. Glauben angenommen hatte, bezog in Emden das „Gödenser Haus“, gegenüber der reformierten „Neuen Kirche“. Die Gräfin Aldenburg wurde zunächst von zwei Brüdern ihres verstorbenen Gatten, die nach Ostfriesland zurückgekehrt waren, unterstützt. Man kann davon ausgehen, daß die beiden, der eine als streitbarer Johanniter, der andere als kämpferischer Jesuit, durchaus die Absicht hatten, zugunsten der Katholiken im reformierten Emden aktiv zu werden. Der Altar der Hauskapelle befand sich unmittelbar gegenüber der Neuen Kirche im ersten Stock ihres Hauses. Die kath. Brüder von Frydag haben jedoch Emden nach verhältnismäßig kurzer Zeit wieder verlassen, um ihren eigenen Geschäften nachzugehen.

In der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde die Jesuitenmission in Ostfriesland durch die der Franziskaner von Vechta und Aschendorf abgelöst. Diese unterhielten in Ostfriesland vier ständige Missionsstationen in Neustadtgödens, Leer, Emden und Norden bzw. Lütetsburg, aus denen sich die ersten vier ostfriesischen Pfarreien entwickelt haben. Die Lage der Katholiken in Emden war indes äußerst schwierig. Der Franziskanerpater Antonius Roller, der sich 1696 bis 1703 trotz größter Gefahr in Emden aufhielt, konnte nach und nach eine kath. Gemeinde in der Stadt aufbauen. Bis 1703 war trotz der Unter-drückung die Zahl der Katholiken in Emden auf etwa 400 angewachsen, von denen etwa 300 kommunizierten. Inzwischen waren durch die mit dem Jahre 1663 einsetzenden Kriegszüge des Bischofs von Münster, Christoph Bernhard von Galen, weitere kath. Soldaten und mit ihnen ein kath. Feldgeistlicher ins Land gekommen.

Ferner erhielten die ostfriesischen Katholiken, insbesondere die von Leer, einen festen Rückhalt an der von 1679 bis 1744 im Lande liegenden kaiserlichen Besatzung, der sog. Salvegarde. Endlich mag die Zahl der Katholiken durch Kaufleute und Arbeiter aus Westfalen langsam größer geworden sein, bis im 18. und 19. Jahrhundert in das Land kommende kath. Beamte und dort stationierte Soldaten ein weiteres Anwachsen der Katholiken und ein reiches Betätigungsfeld für die oben genannten vier Missionsstationen der Franziskaner bedingten.

Ohne den Zustrom von Fremden wäre die Lage der Katholiken in Ostfriesland noch viel schwieriger gewesen. Immer wieder wurde das Argument vorgebracht, daß die Emder Konkordate von 1599 nur den Lutheranern und Reformierten das Recht auf freie Religionsausübung zugestanden hätten. Die Lage der Katholiken besserte sich erst deutlich im 18. Jahrhundert. Von der Seelsorge auf Schloß Gödens zweigte sich 1692 die Missionsstation Neustadtgödens ab. Mit dem Tode des letzten kath. Grafen von Gödens im Jahre 1746 fiel der Gottesdienst auf dem Schloß fort. In Neustadtgödens wurde 1715 die erste kath. Kirche nach der Reformation in Ostfriesland gebaut. In Leer kam es 1775 unter Friedrich dem Großen zum Bau einer weiteren kath. Kirche, während die Gemeinde sich vorher mit einer kleinen Kapelle begnügt hatte. Die Katholiken in Norden und Umgebung besuchten seit 1676 den Gottesdienst im Schloß Lütetsburg, den die kath. Gattin des Freiherrn Dodo von In- und Knyphausen dort eingerichtet hatte; 1799 erlangten sie auch in Norden das Recht der freien Religionsausübung in einer Kapelle im Hause ihres Missionars.

In Emden feierten die Katholiken in einem dazu eingerichteten Privathaus. Erst 1806 kam es zum Bau einer größeren Kirche. Als der Aggressor Napoleon Europa seinem Joch unterwarf, wurde Ostfriesland 1806 ein Departement des Königreiches Holland unter Napoleons Bruder Ludwig. Alle vier Missionsstationen (Leer, Emden, Norden und Neustadtgödens) wurden unter französischer Herrschaft zu Pfarreien erklärt. Auf dem Wiener Kongreß (1815) wurde Ostfriesland von Preußen, das das Land 1813 wieder in Besitz genommen hatte, an das Königreich Hannover abgetreten. Mit Freuden wurde 1866 von der Bevölkerung die Rückkehr Ostfrieslands zum Königreich Preußen begrüßt.

Durch die Bulle „Impensa Romanorum pontificum“ vom 26. März 1824 kamen die vier Gemeinden, die bis dahin dem Bischof von Münster unterstanden hatten, an das Bistum Osnabrück. Diese Bulle ist Gründungsurkunde des nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches erneuerten Bistums Osnabrück. Die Zirkumskriptionsbulle teilte das Königreich Hannover auf zwischen den Bistümern Hildesheim und Osnabrück. In der Bulle wurde dem Weihbischof , Herrn Carl Clemens von Gruben, auf Lebenszeit die Leitung der Diözese Osnabrück übertragen. Nach seinem Tode sollte der jeweilige Bischof von Hildesheim als Administrator die Diözese Osnabrück leiten und für Osnabrück als seinen Vertreter einen Generalvikar ernennen. Trotz der formellen Abhängigkeit konnte von Grubens Nachfolger, Weihbischof Dr. Karl Anton Lüpke (1827-1855), das Bistum selbständig verwalten.

Für die Wiederausstattung des Bistums bildete sich ab 1846 eine Volksbewegung, die geistig und politisch von Ludwig Windthorst unterstützt wurde. Die Neuausstattung und damit endgültige Wiedererrichtung des Bistums erfolgte nach dem Dotationsvertrag von 1856/57. Erst 35 Jahre nach der Zirkumskriptionsbulle von 1824 war das Bistum Osnabrück, dessen kirchenrechtlicher Status nie verändert war, endgültig wiederhergestellt. Zum ersten Diözesanbischof des neu ausgestatteten Bistums wurde am 3. August 1857 der münstersche Generalvikar, Herr Dr. Paulus Melchers, ernannt, zum Bischof wurde er am 20. April 1858 geweiht. Seine Amtsnachfolger waren:

1866 – 1882 Dr. h.c. Johannes Heinrich Beckmann,
1882 – 1899 Dr. phil. Bernhard Höting,
1899 – 1914 Dr. h.c. Heinrich Hubert Aloysius Voß,
1914 – 1957 Dr. theol. Hermann Wilhelm Berning,
1957              Dr. phil.u. Dr. theol. Franziskus Demann,
1957 – 1987 Dr. theol. Helmut Hermann Wittler,
1987 – 1995 Dr. theol. Ludwig Averkamp,
1995 bis heute Dr. theol. Franz-Josef Bode.

Der heutige Bischof Franz-Josef Bode bei einer Visite in St. Joseph Neustadtgödens.

Der Weihbischof von Osnabrück, Herr Dr. Karl Anton Lüpke, vereinigte bereits 1835 die ostfriesischen Pfarreien, die vorher zum Dekanat Meppen gehört hatten, zu einem eigenen Dekanat Ostfriesland. Der erste Dechant war Gerhard Bruns, Pfarrer zu Emden. Das Dekanat bestand bei seiner Gründung aus den Pfarreien Emden, Leer, Norden und Neustadtgödens sowie der Missionspfarrei Westrhauderfehn. Als weitere Missionspfarreien (Kuratien) kamen im 19. Jahrhundert Weener (1843), Flachsmeer (1853) und Aurich (1858) hinzu. Der zur Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzende Urlauberstrom zu den Ost-friesischen Inseln machte auch hier kath. Seelsorge erforderlich. Auf den Inseln Norderney (1842), Borkum (1880), Langeoog (1910), und Juist (1911) wurden Gottesdienststationen eingerichtet, die sich im Laufe der Zeit zu Seelsorgebezirken und dann zu Kirchengemeinden entwickelten.

Nach dem II. Weltkrieg nahm die Zahl der Katholiken im Dekanat Ostfriesland durch den Zustrom von Heimatvertriebenen stark zu, was folgende Zahlen belegen (die erste Zahl bezieht sich auf die Katholiken im Jahr 1940, die zweite auf Katholiken 1946, die dritte nennt die Gesamtbevölkerung 1946:

Emden (Stadt) 1.830, 2.010, 31.748
Aurich 280, 4.774, 69.349
Leer 4.661, 13.958, 126.196
Norden 385, 7.041, 79.695
Wittmund 340, 5.288, 58.280
Reg. Bezirk Aurich 7.496, 33.071, 365.268

In den Jahren 1945/46 wurden in fast allen größeren Orten Ostfrieslands Seelsorgebezirke oder Gottes-dienststationen eingerichtet und vorwiegend mit vertriebenen Priestern aus der Erzdiözese Breslau, der Grafschaft Glatz (Schlesien) und der Diözese Ermland (Ostpreußen) besetzt. Aber ein Mangel an Ar-beitsmöglichkeiten ließ viele Vertriebene abwandern. 1948 waren nur noch etwas mehr als 20.000 Ka-tholiken in Ostfriesland. Die meisten Bezirke und Stationen wurden nach dem Abzug eines Teils der Heimatvertriebenen in den Jahren 1950-1958 geschlossen. Als erste Kuratie wurde nach 1945 Aurich am 1. April 1955 zur Pfarrei erhoben, womit die Zahl der kath. Pfarreien in Ostfriesland sieben betrug (Emden, Leer, Norden, Neustadtgödens, Westrhauderfehn (seit 1906), Flachsmeer (seit 1908), Aurich (1955).

In den Jahren nach dem II. Weltkrieg wurden neue Kirchen gebaut in:
Emden (St. Michael, 1946/50), Oldersum (Mariä Himmelfahrt, 1951),
Wiesmoor (Maria – Hilfe der Christen, 1953), Wittmund (St. Bonifatius, 1954),
Leer-Loga (Maria Königin, 1954/55), Esens (St. Willehad, 1955),
Hage (St. Wiho, 1956), Emden (St. Walburga, 1956/57),
Baltrum (St. Nikolaus, 1957), Pewsum (St. Hedwig, 1959),
Langeoog (St. Nikolaus, 1961/63), Spiekeroog (St. Peter, 1970).

Am 1. Februar 1974 lebten in Ostfriesland 23.421 Katholiken.

Papst Johannes XXIII.

Ein bedeutendes Ereignis für alle Christen, insbesondere aber für die Katholiken, fällt in das Jahr 1962: das Zweite Vatikanische Konzil, das von Papst Johannes XXIII. am 11. Oktober 1962 eröffnet wurde. Das Konzil hatte die Absicht und den Wunsch, die apostolische und pastorale Sendung der Kirche zu erneuern und so alle Menschen zum Suchen und Aufnehmen der Liebe Christi, die alle Erkenntnis übersteigt, hinzuführen.

Als Hauptaufgabe hatte Papst Johannes XXIII. dem Konzil aufgetragen, das kostbare Gut der christlichen Lehre besser zu hüten und auszulegen, um es den Christgläubigen und allen Menschen guten Willlens zugänglicher zu machen. Daher sollte das Konzil nicht an erster Stelle die Irrtümer der Zeit verurteilen, sondern sich in Gelassenheit vor allem um eine klare Darlegung der Kraft und der Schönheit der Glaubenslehre bemühen. Der Papst sagte: „Erleuchtet vom Licht dieses Konzils wird die Kirche an neuen geistlichen Reichtümern wachsen, die Kraft neuer Energien gewinnen und furchtlos in die Zukunft schauen. Unsere Pflicht besteht darin, uns bereitwillig und ohne Furcht dieser Aufgabe zu widmen, die unsere Zeit erfordert, um so den Weg fortzusetzen, den die Kirche seit fast zwanzig Jahrhunderten geht.“

Mit Gottes Hilfe vermochten die Konzilsväter im Verlauf vierjähriger Arbeit eine beachtliche Fülle von Lehraussagen und pastoralen Richtlinien für die ganze Kirche zu erarbeiten. Hirten und Gläubige finden da Weisungen für jene „Erneuerung des Denkens, des Handelns, der Sitten und der moralischen Kraft, der Freude und der Hoffnung, wie sie Ziel des Konzils waren.“

Der erste „Ostfriesische Katholikentag“ fand am 9. September 1979 unter dem Leitspruch: „Laß uns alle eins sein, Herr!“ in Wiesmoor statt. Das Begegnungstreffen der kath. Kirchengemeinden des Dekanates Ostfriesland, so die offizielle Bezeichnung der Veranstaltung, war aufgrund von Überlegungen der Konferenz der Pfarrgemeinderäte geplant worden.

„Es soll ein Tag sein, an dem Christen sich begegnen: miteinander sprechen, miteinander beten, mitei-nander nachdenken.
Es soll ein Tag sein, an dem Christen Christus begegnen: mit Ihm sprechen, mit Ihm beten und den Vater anbeten, mit Ihm nachdenken.
Es soll ein Tag sein, an dem wir beten: „Laß uns alle eins sein, Herr!“, weil der Herr die Einheit und das Erlebnis der Gemeinschaft schenken muß.
Es soll ein Tag sein, an dem wir handeln, weil jeder die Gemeinschaft im Geist der Liebe vollziehen muß“, schrieb Monsignore Josef Friese, der Dechant des Dekanates Ostfriesland, im Begleitheft zur Veranstaltung.

Schon beim Empfang in der überfüllten Festhalle hatten sich über 2.500 Katholiken mit ihren Gästen eingefunden. Msgr. Friese hob hervor: „Mit den evangelischen Christen Ostfrieslands verbindet uns immer mehr brüderliche Liebe, gewachsen aus gegenseitigem Verständnis“, er sprach die Hoffnung aus, „daß dieses Treffen in den Kirchengemeinden weiterwirkt und allen Mut zum Christsein gibt“. Anschließend fanden unter dem Stichwort „Begegnung“ mehrere Aktivitäten im gesamten Ortsgebiet Wiesmoors statt: Meditation in der Pfarrkirche, Vorträge und Gespräche im Schulzentrum, Ausstellungen in der Festhalle, Spaziergänge in und um Wiesmoor und „Spiel ohne Grenzen“ für die Kinder auf dem Platz vor der Freilichtbühne. Gegen 17:00 Uhr fanden sich mehr als 2.500 Katholiken Ostfries-lands zur hl. Messe auf der Freilichtbühne ein. Der Bischof von Osnabrück, Herr Dr. Helmut Hermann Wittler, zelebrierte die Messe zusammen mit den Priestern des Dekanates. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst von den im „Dekanatschor“ vereinigten Kirchenchören (rund 200 Mitglieder) unter Leitung von Hans-Günther Schaffrath.

Da diese Veranstaltung guten Anklang gefunden hatte, veranstaltete die Konferenz der Pfarrgemeinderäte im Dekanat Ostfriesland im Mai 1982 ein zweites Begegnungstreffen der kath. Kirchengemeinden Ostfrieslands in Wiesmoor, diesmal unter dem Motto: „Mut zur Familie“.

1980 feierte unser Bistum sein Jubiläum: 1200 Jahre Lob Gottes, Verkündigung des Wortes Gottes und Spendung der Sakramente. Viele Feiern riefen zur geistlichen Erneuerung auf. Ein Höhepunkt war für uns die Wallfahrt des Dekanates Ostfriesland am Sonntag, dem 27. April 1980, zur Bischofskirche in Osnabrück. Mittelpunkt dieser Wallfahrt war die Feier der heiligen Messe mit dem Bischof von Osnabrück, Herrn Dr. Helmut Hermann Wittler. Etwa 1.200 Katholiken des Dekanates, darunter ca. 100 Au-richer, nahmen an der Wallfahrt teil. Um die Verbundenheit mit dem Bischof zum Ausdruck zu bringen, unternahmen alle Dekanate des Bistums diese Wallfahrt im Laufe des Jahres.

Johannes Paul II.

Am 16. November 1980, im Jahre des 1200-jährigen Bistumsjubiläums, kam Papst Johannes Paul II. im Rahmen seines ersten Deutschlandbesuches nach Osnabrück. Mit 140.000 Gläubigen, die ihn jubelnd begrüßten, feierte der Papst die hl. Messe im Stadion Illoshöhe. Etwa 1.500 Katholiken aus dem Dekanat Ostfriesland, unter ihnen ca. 50 Auricher, haben an diesem denkwürdigen Gottesdienst teilgenommen.

120.000 Unterschriften der Volksinitiative für einen Gottesbezug in der Niedersächsischen Verfassung hatten die Organisatoren der Sammlung Mitte Februar 1994 im Leineschloß in Hannover dem Präsidenten des Niedersächsischen Landtages, Horst Milde, überreicht. Katholische und evangelische Christen sowie der Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen hatten innerhalb von zwei Monaten 50.000 Unterschriften mehr gesammelt, als nötig gewesen wäre, um den Landtag zu zwingen, sich erneut mit der zuvor abschlägig beschiedenen Frage eines Gottesbezuges in der neuen Niedersächsi-schen Verfassung zu beschäftigen.

Mit der verfassungsrechtlichen Zweidrittelmehrheit stimmte der Landtag im Juni 1994 einem von CDU- und FDP-Abgeordneten initiierten Gruppenantrag zu, nach dem der Landesverfassung eine Präambel mit folgendem Wortlaut vorangestellt wird: „Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen hat sich das Volk von Niedersachsen durch seinen Landtag diese Verfassung gegeben.“ Von den 151 anwesenden Abgeordneten sprachen sich 108 für den Gottesbezug in der Verfassung aus.

Ludwig Averkamp 2007 bei der Wallfahrtseröffnung in Kevelaer.

Im November 1994 hat Papst Johannes Paul II. den Bischof von Osnabrück, Herrn Dr. Ludwig Averkamp, zum Erzbischof des wieder errichteten Erzbistums Hamburg ernannt, er hat sein Amt am 7. Januar 1995 angetreten.

Der jetzige Bischof von Osnabrück, Herr Dr. Franz-Josef Bode, ist der 76. Bischof des Bistums, er wurde am 12. September 1995 zum Bischof von Osnabrück ernannt. Sein Amtsantritt war am 26. November 1995.

Das Dekanat Ostfriesland, geleitet von Dechant Herbert Brockschmidt (Borkum), umfaßt heute folgende Pfarreien:

St. Ludgerus in Aurich, Maria Meeresstern auf Borkum,
St. Michael in Emden, St. Walburga in Emden,
St. Michael in Leer, Maria Königin in Leer-Loga,
St. Ludgerus in Norden, St. Ludgerus auf Norderney,
St. Joseph in Neustadtgödens, St. Bonifatius in Rhauderfehn,
St. Joseph in Weener, St. Bernhard in Westoverledingen-Flachsmeer,
St. Bonifatius in Wittmund, Maria – Hilfe der Christen in Wiesmoor,

sowie die Kuratien:
St. Willehad in Esens, Zu den Hl. Schutzengeln auf Juist,
St. Nikolaus auf Langeoog, Mariä Himmelfahrt in Oldersum (Moormerland)

und die Außenstationen:
der Pfarrei St. Michael (Emden) in Pewsum und Greetsiel*,
der Pfarrei St. Ludgerus (Norden) auf Baltrum, in Hage und Norddeich*,
der Pfarrei St. Bonifatius (Westrhauderfehn) in Burlage,
der Pfarrei St. Josef (Weener) in Jemgum,
der Pfarrei St. Bernhard (Flachsmeer) in Ihrhove und Völlenerkönigsfehn,
die Pfarrei St. Bonifatius (Wittmund) in Carolinensiel*,
der Kuratie St. Willehad (Esens) auf Spiekeroog.

* dort wird lediglich zur Badesaison an der Küste kath. Gottesdienst angeboten. Die jeweilige Gemeinde ist dann Gast in der örtlichen ev. Kirche.

Das Dekanat Ostfriesland ist noch in folgende Seelsorgebezirke aufgeteilt:
1. Borkum, Emden, Juist, Norden, Norderney
2. Leer, Rhauderfehn-Westrhauderfehn, Weener, Westoverledingen-Flachsmeer, Wiesmoor
3. Aurich, Esens, Moormerland, Langeoog, Sande-Neustadtgödens, Wittmund

Möge St. Ludgerus uns ein mächtiger Fürsprecher am Throne Gottes sein,
damit sich die kath. Kirche Ostfrieslands weiterhin zur Ehre Gottes
und zum Heil der Menschen entwickeln kann.

Wir bitten auch für die Brüder und Schwestern in unseren evangelischen Nachbargemeinden und in der Gemeinschaft der ganzen Christenheit:
Gott, laß uns lebendig erfahren, daß wir zusammengehören:
In Gebet und Fürbitte, in Leben und Dienst, in Freude und Leid.
Du führst deine Kirche auf ihren Weg durch die Zeit.
Dir sei Lob und Ehre jetzt und in Ewigkeit.

 

Die nächste Folge befasst sich konkret mit der Geschichte der Auricher St.-Ludgerus-Gemeinde.

Teil 1 | Chronik von St. Ludgerus Aurich – der Patron
Teil 2 | Chronik von St. Ludgerus Aurich – Vorgeschichte 1