Teil 4 | Chronik von St. Ludgerus Aurich – 1632 bis 1930

Im vierten Teil unserer Serie zur Chronik von St. Ludgerus Aurich geht Autor Manfred Franz Albrecht aus Sicht des Jahrs 1999 konkret auf die Geschichte der Gemeinde ein und beginnt mit einer Einordnung.

Geschichte der Auricher St. Ludgerusgemeinde

Wie schon erwähnt, wurde Aurich im 17. Jahrhundert zunächst von den Meppener Jesu-iten, die ab 1632 auf Schloß Gödens eine Seelsorgestation hatten, mitbetreut, da die Familie von Frydag auf Gödens bald dort, bald in Aurich wohnte. Der Familie von Frydag gehörte in Aurich das spätere Harlingsche Haus, jetzt Schüt-Duis in der Burgstraße. Als in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts die Jesuiten auf Schloß Gödens durch Franziskaner abgelöst wurden, war der Gottesdienst, den die Freifrau von Gödens in ihrer Auricher Wohnung abhalten ließ, sicherlich der Mittelpunkt im religiösen Leben der Auricher Katholiken. Späterhin, im 18. Jahrhundert, war es dann wohl dem Belieben der Auricher Katholiken anheimgestellt, ob sie sich nach Neustadtgödens, Norden, Leer oder Emden, wo die Franziskaner Missionsstationen unterhielten, wenden wollten.

Gelegentlich mögen die Geistlichen dieser Missionsstationen auch in Aurich Gottesdienst abgehalten haben. Wegen der räumlichen Nähe zu Aurich werden sich die dort wohnenden Katholiken in erster Linie zur Missionsstation und späteren Pfarrei Emden zugehörig gefühlt haben. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war jedenfalls Aurich offiziell nach Emden eingepfarrt. Nach einer Aufstellung des Jahres 1828 umfaßte der Sprengel Emden damals etwa 560 Katholiken, von denen etwa 50 in Aurich wohnten. Dazu kamen noch die nicht wenigen kath. Militärpersonen in Emden und Aurich.

Es liegt auf der Hand, daß bei den Auricher Katholiken der Wunsch immer dringlicher wurde, eine eigene Seelsorgestation an ihrem Wohnort zu besitzen. Wir wissen jedenfalls, daß sich im Jahre 1839 der Bischof von Hildesheim als Administrator der Diözese Osnabrück und Weihbischof Dr. Lüpke in Osnabrück beim Ministerium der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten in Hannover um Einräumung der Schloßkapelle in Aurich und um Bewilligung eines Geldbetrages für die Abhaltung des kath. Got-tesdienstes bemüht haben, jedoch abschlägig beschieden wurden.

Hypothekenschein vom 26. März 1846 über das Kirchengrundstück.

In den Jahren 1840 – 1841 erscheint dann das Auricher Seelsorgeproblem mit der Frage des Gottesdienstes auf Norderney zur Badesaison verknüpft. Die kath. Badegäste auf Norderney waren höherenorts um Abhaltung kath. Gottesdienstes in der Zeit vom 1. Juli bis 15. September vorstellig geworden und hatten vorgeschlagen, für die Katholiken in Aurich einen Geistlichen anzustellen und ihm die Abhaltung des Gottesdienstes auf Norderney während der Badesaison zur Pflicht zu machen.

Der damalige Pfarrer in Norden, Heinrich Lackmann, machte sich diesen Vorschlag in mehreren Eingaben zu eigen und begründete 1841 die Anstellung eines Geistlichen in Aurich wie folgt: „Zur Beschäftigung und Wohnung (des zu ernennenden Badegeistlichen auf Norderney) für die übrigen ¾ des Jahres dürfte Aurich einen nicht ungeeigneten Platz bilden, da die dort ansässigen Katholiken schon wiederholt um Erlangung eines Gottesdienstes ihres Kultes angehalten haben, und überdies Aurich Provinzialhauptstadt und zugleich die einzige Garnisonstadt einer Provinz ist, wo aus den bedeutenden Gemeinden von Leer, Rhauderfehn, Emden immer durch Landeseinrichtung katholische Untertanen der Provinz, sowohl Civil- als Militärpersonen, sich aufzuhalten verpflichtet sind.“

Zweite Seite des Dokuments.

Die Landdrostei Aurich jedoch, von Hannover zur Stellungnahme aufgefordert, äußerte sich ablehnend zu dem vorgeschlagenen Projekt. Die Zahl der Katholiken, 42 in der Stadt und 40 im Amt Aurich, sei zu klein, um die Kosten für eine eigene Gemeindebildung zu tragen, zumal sie meist zur Klasse der Gewerbetreibenden und Arbeiter gehörten.
Die Auricher Katholiken ließen sich jedoch nicht entmutigen. Am 13. August 1843 baten ihre Wortführer, der Maler- und Glasermeister Limbach, der Gastwirt „Zum schwarzen Bären“ Schäfer und der Buchbinder Lansing das Ministerium in Hannover im Hinblick auf die weite Entfernung der 83 Katholiken (Stadt = 43, Amt = 20, Militärpersonen = 20) von den Kirchen in Emden, Norden und Leer, daß ein Geistlicher der drei genannten Orte, am besten der von Emden, beauftragt werden möge, allmonatlich in Aurich Gottesdienst abzuhalten. Als Beihilfe zu den erwachsenden Reise- und Zehrkosten wurde die Hauptklosterkasse um einen Zuschuß von jährlich 150 Rthl. angegangen. Als Gottes-dienstraum erbat man die unbenutzt stehende Schloßkapelle in Aurich.

Dritte Seite des Dokuments.

Die Landdrostei verweigerte die Benutzung der Schloßkapelle mit der Begründung, daß die Kapelle zwischen ihren Geschäftsräumen liege, deren demnächst vielleicht notwendig werdende Erweiterung lediglich nur durch Heranziehung des Kapellenraumes ermöglicht werden könnte. Im übrigen würde durch die tägliche Schuitenfahrt nach Emden und die nach Emden, Leer und Norden angelegten Chausseen der Besuch der dortigen kath. Kirchen sehr erleichtert. Das Ministerium in Hannover lehnte daraufhin das oben erwähnte Gesuch der Auricher Katholiken am 14. Dezember 1843 ab.

Bis zum Jahre 1848 hören wir dann nichts mehr von weiteren Gesuchen. Die Osnabrücker bischöfliche Behörde war jedoch nicht untätig. Dechant Schulte in Leer wurde mit Schreiben vom 13. September 1844 beauftragt, nach einer geeigneten Immobilie in Aurich Ausschau zu halten, da „aus den Missionsgeldern eine mäßige Summe zu dem bestimmten Zwecke“ zur Verfügung stand.

Entwurf der Kirche von 1849.

Am 11. Februar 1846 erwarb Weihbischof Carl Anton Lüpke auf seinen eigenen Namen „ein auf dem Süder-Stadtzingel belegenes, unbebautes 60 rhein. Fuß breites Grundstück, ostwärts an dem Eckhoffschen, früher Olfenschen Garten, südwärts an den Fischteichweg, westwärts an die Immobilien des Verkäufers Kanngießer und nordwärts an die Lindenstraße grenzend, von dem Senator Gerhard Kanngießer sen. für 600 Rthlr. in Gold gekauft“ – das heutige Kirchengrundstück Georgswall 13 – „um darauf zu gegebener Zeit die kirchlichen Gebäude errichten zu können.“

Endlich gingen die Wünsche der Auricher Katholiken in Erfüllung. Ab Ostern 1848 ordnete der Osnabrücker Weihbischof die Abhaltung sonntäglichen Gottesdienstes in Aurich durch den zweiten Geistlichen in Emden an; ferner stellte er den baldigen Bau einer Kapelle in Aussicht.

Entwurf des Pfarrhauses von 1849.

Um die Mittel zum Kirchen- und Pfarrhausbau zusammenzubringen, unternahm der damalige Dechant des Dekanates Ostfriesland, Pfarrer Lackmann in Norden, im Jahre 1847 Kollektenreisen in die kath. Provinzen Hollands; Pastor Hiltermann in Weener sorgte vor allem für die Beschaffung der notwendigen Kirchengewänder. Im Jahre 1726 hatten Jobst Heinrich Hoyer und dessen Ehefrau in Aurich verschiedene zum Gottesdienst notwendige Utensilien wie Missale, Kasel, Kännchen, Portatile (Tragaltar), Altartuch usw. angeschafft und bestimmt, daß dieselben zur Abhaltung des Gottesdienstes in Aurich dienen sollten. 1756 erklärten die beiden Söhne der genannten Eheleute, davon der eine in Jever wohnhaft, solange ihre Verwandten noch in Aurich ansässig seien, sollten die Sachen in Aurich bleiben, später könnten sie einer anderen Missionsstation übermittelt werden, aber nur solange, bis in Aurich ein katholischer Gottesdienst eingeführt sei.

Diese Gegenstände sind dann tatsächlich 1849 von Jever nach Aurich gebracht worden. Das Ministerium in Hannover gab am 2. Mai 1849 seine Zustimmung zum Kirchenbau und zur Abhaltung des Gottesdienstes durch einen Emder Vikar in Erwartung, daß der Bischöfliche Stuhl in Osnabrück die Unterhaltung des Gebäudes übernehmen würde, und die Auricher Katholiken wie bisher nach Emden eingepfarrt blieben. So stand dem Kirchenbau nun nichts mehr im Wege. Wie ein Stein am vorderen rechten Kirchenschiff aussagt, wurde am 17. April 1849 der Grundstein gelegt, darin nach der Chronik „die Namen der vorzüglichen Wohltäter und Hauptinteressenten auf einem Pergamentblatt verwahrt sind“.

Die Arbeiten kamen rasch voran, schon am 17. Oktober 1849 konnte die Kirche durch den Osnabrücker Weihbischof, Herr Dr. Carl Anton Lüpke, feierlich geweiht werden. „Die Teilnahme an dieser Feier war selbst von Seiten der protestantischen Bevölkerung der Stadt eine allgemeine und würdige. Von da ab begann nun wieder in der Hauptstadt Ostfrieslands der regelmäßige katholische Gottesdienst, der seit der Reformation daselbst unterbrochen worden war“, schreibt voller Freude der Kirchenchronist.

Zum ersten Seelsorger der Gemeinde wurde Rektor Dr. Markus Brickwedde, bis dahin Vikar in Emden, bestimmt, der die Auricher Katholiken bereits ab 1848 betreut und auch den Kirchenbau geleitet hatte. Er wirkte bis 1859 in der Auricher Gemeinde. Seine Amtsnachfolger waren:

1859 – 1871 Albert Arzt,
1871 – 1888 Hermann Zuhöne,
1888 – 1900 Hermann Dreck,
1900 – 1904 Karl Niemann,
1904 – 1911 Augustinus Strotmeyer,
1911 – 1926 Hermann Zuhöne,
1926 – 1929 Paul Münch,
1929 – 1933 Johannes Eilers,
1933 – 1940 Joseph Rickermann,
1940 – 1970 Josef Lammers,
1970 – 1982 Pfarradministrator, Pastor Norbert Krümel,
1982 – 1992 Norbert Krümel,
im Jahr 1992 Pfarradministrator, Pastor Hubert Heinelt, Esens,
1992 – 1995 Dr. Burkard Sauermost,
1995 – 1996 Pfarradministrator, Dechant Herbert Brockschmidt, Borkum,
1996 – 2001 Dr. Thomas Nonte,
2001 – bis heute Johannes Ehrenbrink

Da Aurich erst ab dem 1. April 1955 Pfarrei war – vorher war Aurich eine sogenannte Kuratie -, führte der dort amtierende Geistliche bis 1955 den Titel „Rektor“, zuletzt wohl auch „Pastor“, nicht jedoch die Amtsbezeichnung „Pfarrer“. Der erste Pfarrer war also Josef Lammers.

In der ersten Zeit nach Gründung der Gemeinde blieb diese noch weitgehend der Pfarrei in Emden unterstellt. Rektor Dr. Brickwedde übte seine seelsorglichen Funktionen im Auftrage des Emder Pfarrers aus; bei jeder vorzunehmenden Trauung hatte er dessen besondere Erlaubnis einzuholen. Die Abhängigkeit von der Pfarrei Emden bekundet ein Schreiben des Osnabrücker Weihbischofes vom 27. November 1849 an Pfarrer Kruse in Emden, der in einer Eingabe vom 14. November 1849 die Abgrenzung seines Distriktes für die Kapelle in Aurich vorgeschlagen hatte. Der Weihbischof schrieb damals, daß es jetzt noch nicht seine Absicht sei oder sein könne, schon einen förmlichen, selbständigen Pfarr-distrikt für Aurich zu konstruieren. Rektor Dr. Brickwedde solle im Auftrage und im Namen des Emder Pfarrers die seelsorglichen und pfarrlichen Funktionen wahrnehmen.

Als Seelsorgebezirk (Rektorat) wurden dem ersten Geistlichen in Aurich dann, per Vollmacht des Emder Pfarrers, am 7. Dezember 1849 folgende Ortschaften zugewiesen:

die Stadt Aurich mit den dazugehörigen Loogen (Dörfern), und die Kirchspiele
Viktorbur, Engerhafe, Wiegboldsbur, Bedekaspel,
Forlitz-Blaukirchen, Barstede, Westerende, Riepe,
Ochtelbur, Bangstede, Aurich-Oldendorf, Bagband,
Hatshausen, Holtdorf (Holtrop), Middels, Strackholt,
Timmel, Weene, Wiesens, Ardorf.

Am 16. Dezember 1849 fand die Wahl des ersten Kirchenvorstandes der Gemeinde statt. Gewählt wurden vier Vorsteher – Maler Limbach, Gastwirt Thiemeyer, Instrumentenmacher Rust und Kanzleibote Schmidt – und zwei Ersatzmänner – Kaminfeger Tognio und Kürschner Böse.

Kleine Kirche mit eingebautem Schulklassenraum.

Am 3. September 1850 konnte Rektor Dr. Brickwedde zu seiner Freude melden, daß die Auricher Kirche durch eine in Schwerin abgehaltene Kollekte, die 76 Rthlr. eingebracht habe, eine silberne Monstranz erhalten habe. Diese Monstranz befindet sich noch heute in der St. Ludgeruskirche, sie trägt die Aufschrift: Geschenk der kath. Gemeinde zu Schwerin, für die Kirche zu Aurich, im Juni 1850.

Inzwischen gingen die restlichen Bauten auf dem Kirchengrundstück ihrer Vollendung entgegen. Laut Bericht des Rektors Dr. Brickwedde vom 2. April 1851 war der unmittelbar an die Kirche anschließende Schulbau in vollem Gange und wurde im Mai 1851 beendet. An Gebäuden waren also damals vorhanden: die Kirche – ohne Turm, nur mit einem kleinen mehreckigen Dachreiter versehen -, die Schule und Sakristei, beide direkt an die Rückwand der Kirche anschließend, und das eingeschossige Pastorat links vor der Kirche. In der Kirche befand sich eine vom Orgelbauer Jansen in Aurich erbaute Orgel.

Allmählich gewann die junge Gemeinde in Aurich festen Fuß. Berichte Rektor Dr. Brickweddes an seine bischöfliche Behörde in Osnabrück geben ein anschauliches Bild, mit welchem Eifer Mitglieder der Gemeinde, die zum Teil seit 20-50 Jahren nicht mehr die Sakramente empfangen konnten, jetzt ihren religiösen Pflichten nachgingen. Die Kinder der Gemeinde konnten in die seit 1851 eröffnete kath. Schule geschickt werden. Auch die evangelische Bevölkerung Aurichs stand den religiösen Be-mühungen der kleinen Neugründung mit Achtung gegenüber. Nur die finanzielle Lage der Gemeinde war schlecht – sie besserte sich auch in der Folgezeit nur wenig; abgesehen von einigen Jahren um die Jahrhundertwende, ist die Sorge um die Erhaltung der Gemeinde der ständige Begleiter von Priestern und Gläubigen geblieben.

Schreiben des Weihbischofs vom 10. September 1850 wegen der geschenkten Monstranz.

Bald wurde auch die Stellung der kath. Kirchengemeinde Aurichs in kirchlicher Hinsicht selbständiger. Auf Bemühungen des Pfarrers in Emden bevollmächtigte der damalige Osnabrücker Bischof am 26. November 1858 den Rektor in Aurich, als selbständiger Missionar seiner Gemeinde vorzustehen und löste damit die Abhängigkeit Aurichs von der Emder Pfarrei. Damit war Aurich nicht etwa selbständige Pfarrei geworden; die Anordnung besagte lediglich, daß der Geistliche in Aurich nunmehr zur Wahrnehmung pfarramtlicher, seelsorglicher und gottesdienstlicher Funktionen berechtigt war, ohne dafür noch vom Emder Pfarrer bevollmächtigt werden zu müssen. Aurich war nun Missionspfarrei (Kuratie).

Einen guten Überblick über das kirchliche Leben in Aurich in den Jahren 1863 und 1868 gibt die Beantwortung zweier der bischöflichen Behörde vorgelegten Visitationsfragebögen. Danach zählte die Gemeinde damals (1863) 134 Seelen und 50 Militärpersonen. Zur Gemeinde gehörten sämtliche im Amte Aurich belegenen 68 Ortschaften, jedoch befanden sich nur in neun von ihnen katholische Familien.

Das kirchliche Grundstück in Aurich, das zunächst auf den Namen des Weihbischofes von Osnabrück, Herrn Dr. Carl Anton Lüpke, nach dessen Tode auf den Namen seiner Erben im Auricher Grundbuch eingetragen war, wurde 1889 auf den Bischöflichen Stuhl in Osnabrück und sodann auf die kath. Kirchengemeinde Aurich umgeschrieben.

Besonderen Auftrieb gaben der Gemeinde die in größeren zeitlichen Abständen stattfindenden „Missionen“ mit religiösen Vorträgen von auswärtigen Ordensgeistlichen. Die erste fand 1867 statt, weitere folgten in den Jahren 1898, 1913, 1921, 1934 und zuletzt 1953. Höhepunkte im Leben der Gemeinde waren ferner die ab 1858 meist im Abstand von vier oder wenig mehr Jahren folgenden Besuche des Bischofs von Osnabrück zur Spendung des Sakramentes der Firmung.

Das Kircheninnere um 1900.

Um der wachsenden Raumnot entgegenzutreten, wurde im Jahre 1903 die Kirche durch Baumeister Berger aus Aurich vergrößert und durch Anbau von Chor und Turm vervollkommnet.

Entwurf der Kirchenerweiterung von 1903.

Das große Kreuz und den Wetterhahn auf dem 22 m hohen Turm fertigte der Rgt. Büchsenmacher Aloys Lorentz in Zusammenarbeit mit dem Klempner und Kupferschmied Rudolf Freese aus Aurich. Gleichzeitig errichtete man für die Schule, die sich bis dahin an der Stelle des jetzigen Chores befand, in einigem Abstand von der Kirche, unweit des Fischteichweges, einen Neubau. Am 24. November 1903 konnte die Benedikti-on der Kirche vorgenommen werden. Sie hatte durch den Umbau um ein Drittel mehr Raum gewonnen und stellte nunmehr mit Turm, zwei neuen Glocken (1904) und Kirchengestühl versehen, „ein würdiges Gotteshaus dar, auf das die kleine Gemeinde stolz sein konnte“. Im August 1909 erfolgte die Ausmalung der Kirche durch Kirchenmaler Hustermeyer aus Osnabrück. Über dem Bogen zur Apsis stand:

Antrag vom 27. Juni 1903 auf Genehmigung des Umbaues der Kirche.

VENITE ADOREMUS DOMINUM DEUM NOSTRUM, (Kommt, lasset uns anbeten unseren Herrn und Gott). Die Kanzel befand sich an der linken vorderen Seitenwand.

Im ruhigen Gleichklang verliefen dann die Friedensjahre bis zum Ausbruch des I. Weltkrieges. In den Augusttagen 1914 rückte auch das in Aurich liegende 3. Bataillon des Infanterie-Regiments Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig (Ostfriesisches) Nr. 78 nebst Landsturm und Landwehr ins Feld; insgesamt wurden 58 Mitglieder der Gemeinde eingezogen, „gestärkt und ermutigt durch mannhafte Worte ihres Seelsorgers und den Empfang der hl. Sakramente.“ Zehn von ihnen kehrten nicht zurück. Eine Glocke und ein Teil der Orgelpfeifen wurden den wachsenden Nöten des Krieges geopfert.

Am 19. März 1922 feierte unter großer Beteiligung der St. Ludgerusgemeinde ein Sohn der Gemeinde, Johannes Bunte, in der feierlich geschmückten Kirche seine Heimatprimiz.

Im Juli/August 1927 wurde die Kirche durch Kirchenmaler Hustermeyer neu ausgemalt. Über dem Bogen zur Apsis stand nunmehr folgender Vers:

SEI STILL, MEINE SEELE, HIER WOHNT DEIN GOTT.

1930 bekam die Kirche elektrische Beleuchtung. Die Beleuchtungskörper schenkte Josef Alberts aus Osnabrück der St. Ludgerusgemeinde.

Teil 1 | Chronik von St. Ludgerus Aurich – der Patron
Teil 2 | Chronik von St. Ludgerus Aurich – Vorgeschichte 1
Teil 3 | Chronik von St. Ludgerus Aurich – Vorgeschichte 2